2007-10-11 15:08:42

Argentinien: Polizei-Pfarrer verurteilt


Bis zu 30.000 Menschen sind während der Militärdiktatur in Argentinien entführt, gefoltert und ermordet worden. Das sagt der Länderreferent für Argentinien bei dem katholischen Hilfswerk Adveniat, Thomas Wieland. Für diese Gräueltaten in der Zeit zwischen 1976 und 1983 wurde nun auch ein katholischer Priester verurteilt. Der ehemalige Polizei-Pfarrer Christian von Wernich bekam lebenslange Haft: Er war nach Urteil der Richter während der argentinischen Militärdiktatur an schwerwiegenden Verbrechen an linksgerichteten Regimegegner beteiligt. Dazu Thomas Wieland gegenüber dem Kölner domradio:

„Christian von Wernich wird zur Last gelegt, bei 7 Morden, 32 Entführungen und 42 Folterfällen mitgearbeitet zu haben. Man muss sich das so vorstellen: Er hatte als Polizeipfarrer Zugang zu den geheimen Folterzentren, die in Krankenhäusern, in Polizeiposten, in Schulen und öffentlichen Gebäuden eingerichtet waren; und als Priester ist er aufgetreten unter dem Vorwand, dass er den Menschen helfen kann, und hat ihnen Informationen entlockt, die zur Verhaftung und Ermordung der Menschen geführt haben.“

Nach Aussagen von Überlebenden hat Wernich seine Opfer psychologischer und moralischer Folter unterzogen. Der Prozess ist in Argentinien auf großes Interesse gestoßen. Bei der Urteilsverkündigung während der Live-Fernsehübertragung jubelten viele der Opfer und Hinterbliebenen.

„Die Zeit der Militärdiktatur ist eine offene Wunde der argentinischen Gesellschaft - und sie wurde zugepflastert mit dem Schlusspunktgesetz nach der Diktatur. Das heißt, die Täter waren juristisch nicht belangt worden. Die gegenwärtige Regierung hat dieses Gesetz aufgehoben, so dass eine juristische Aufbereitung dieser Taten jetzt möglich ist. Von Wernich ist der dritte Verurteilte. Und das sorgt natürlich dafür, dass die Angehörigen der Opfer sich endlich Recht verschaffen können. Da sitzen in der ersten Reihe die Mütter, die regelmäßig vor dem Präsidentenpalast demonstriert haben und nach dem Verbleib ihrer entführten Kinder gefragt haben. Das sie jubeln, wenn sie sehen, dass die Täter, die für die Taten verantwortlich sind, juristisch zur Rechenschaft gezogen werden, ist nachvollziehbar.“

Die argentinische Bischofskonferenz ist einhellig der Meinung, dass die Aufarbeitung der Diktatur und die Versöhnung des argentinischen Volkes sehr wichtig sei, betont Wieland weiter.
(domradio 11.10.2007 ap)







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