Christen und Moslems
müssten gemeinsam eine Kultur des Friedens verbreiten. Das ist der Kern der Grußbotschaft
aus dem Vatikan zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan. „Erziehung und Beispiel
geben“ seien zwei Hauptaufgaben der Gläubigen, erklärte der Präsident des Päpstlichen
Rats für den interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran: „Die Erziehung
steht an erster Stelle: den anderen annehmen, seine Überzeugungen akzeptieren. In
der Botschaft ist die Rede von den spezifischen Reichtümern der einen und der anderen.
Dann kommt das Beispiel geben: Die Gläubigen müssen ihren menschlichen und religiösen
Pflichten treu bleiben und Solidarität zeigen durch ein Leben, das im Einklang mit
dem Plan des Schöpfers steht.“ Religionsfreiheit lasse sich nicht auf Kultusfreiheit
und damit auf das Recht, Moscheen oder Kirchen zu bauen, beschränken, so Tauran. Religionsfreiheit
habe immer auch einen sozialen Aspekt: „Religionsfreiheit ist zu allererst die
Gewissensfreiheit des Menschen, sich zu Gott zu bekennen oder nicht. Religionsfreiheit
ist das Fehlen von Zwang seitens der Gesellschaft oder des Staates auf das menschliche
Gewissen und die Anerkennung ihrer sozialen Dimension. Das heißt nicht nur, eine Kirche
zu eröffnen, sondern auch karitativ zu wirken, Schulen und Krankenhäuser zu unterhalten,
am öffentlichen Diskurs Teil zu haben. Religionsfreiheit ist soziale Freiheit.“ Der
Heilige Stuhl und seine Diplomaten appellierten an das Prinzip der „Gegenseitigkeit“
in Sachen Religionsfreiheit, betonte Tauran. Christliche und islamische Welt müssten
jedoch gleichzeitig auch den Dialog intensivieren. Wer den Terrorismus bekämpfen wolle,
müsse zuallererst nach der Ursache fragen: „Oft ist Terrorismus nichts anderes
als die Demonstration von Ungerechtigkeit. Ich will das nicht rechtfertigen, aber
man muss anerkennen, dass Terrorismus dort wächst, wo Konflikte nicht gelöst sind.
Zunächst müssen wir also diese Fälle von Ungerechtigkeit beseitigen. Dann müssen wir
zum Recht auf Leben erziehen, zur Würde des Menschen, um zu erklären, dass Gott allein
,Herr meines Lebens’ ist. Terrorismus im Namen Gottes muss man zurückweisen, so wie
Benedikt XVI. es oft gesagt hat und immer wiederholt: Religion und Gewalt passen nicht
zusammen.“ (rv 10.10.2007 bp)