Die katholische Kirche hält an ihrem Wahrheitsanspruch auch im Zeitalter der Globalisierung
fest. Die Globalisierung neige in Bezug auf Religionen dazu, Überzeugungen zu nivellieren,
beklagte der stellvertretende vatikanische „Außenminister“ Pietro Parolin in Rom bei
einer Tagung über "Religion und Globalisierung", die von der deutschen Botschaft beim
Heiligen Stuhl und der Katholischen Akademie in Bayern ausgerichtet wird. Wo Überzeugungen
eingeebnet werden, werde aber aus der Globalisierung eine Art Ideologie, der „Globalismus“,
warnte Parolin. Jede Religionsgemeinschaft, die an ihrem Wahrheitsanspruch festhalte,
und zwar gerade auch die christliche, gerate hier unter Fundamentalismusverdacht.
Der Vize-„Außenminister“ des Heiligen Stuhles sprach sich dagegen aus, den interreligiösen
Dialog in einer nivellierenden Absicht zu führen, wie dies manche Regierungen wollten.
Der Verzicht auf Wahrheit einige nicht, er führe vielmehr letztlich dazu, dass der
Mensch auf das Nützliche reduziert werde. Die Öffnung bei den Werten und Lebensstilen,
die die Globalisierung mit sich bringe, dürfe nicht bedeuten, dass sich der Lebensstil
des Stärkeren weltweit durchsetze. Mit Nachdruck wandte Parolin sich dagegen, die
Globalisierung als einen unausweichlichen Automatismus zu begreifen. Auch sie unterliege
der menschlichen Freiheit und müsse gestaltet werden. Wenn sie auf einen technologischen
und merkantilen Vorgang reduziert werde, bleibe die Menschenwürde auf der Strecke,
und der Mensch werde zur Ware.