Gefängnisseelsorger - Glauben am Rande der Gesellschaft
Das Gefängnis ist
ein Ort, an dem Verurteilte ihre Strafen verbüßen. Ein Ort, an dem ihre Lebensjahre
verrinnen. Aber ist es auch ein Ort, an dem sie Gott treffen können? Dieser Frage
ist Sophia Schülke nachgegangen. Sie traf Heinz Peter Echtermeyer, der seit 18 Jahren
als Gefängnisseelsorger arbeitet:
„Es gibt immer wieder überraschende
Erlebnisse, wie viel Geist auch in einem Gefängnis ist. Sie kennen vielleicht Matthäus
25, wo Christus sich mit den Gefangenen identifiziert, wo er sagt: „Was Ihr dem geringsten
einem meiner Brüder getan habt, das habt Ihr mir getan.“ Wenn wir daran denken, dann
sind wir in einer Situation, in der ich mit viel Erfahrung sagen kann, der Geist Gottes
weht auch hinter Gittern.“
Die Häftlinge stellen an die Gefängnisseelsorger
hohe Erwartungen. So gehören zu ihrer täglichen Arbeit nicht nur das Organisieren
des regelmäßigen Gottesdienstes und der Familienbesuche, sondern auch das Vermitteln
von Rechtsanwälten. Heinz Peter Echtermeyer kann diese Erwartungshaltung aber gut
nachvollziehen: „Die größte Herausforderung ist für mich, dass
ich niemals fertig werde. Wenn man mit einer theologischen Botschaft der Versöhnung
im Gefängnis arbeitet, dann ist es wichtig, dass man nicht mit leeren Händen kommt,
sondern die Not, die überall dort mit Händen zu greifen ist, kennen lernt, und zu
lindern versucht.“
Besonders am Herzen liegt ihm eine Ausstellung, die
Kunstwerke von Häftlingen zeigt. Sie steht unter dem Motto „Das Gesicht des Lebens
entdecken“. Echtermeyer hofft, dass sie ein Umdenken bewirkt:
„Für meine
persönliche Arbeit ist das eine große Anerkennung, die mir Gefangene gegeben haben.
Sie wissen, dass Gefangene eine sehr geringe Lobby haben, aber diese Bilder tragen
auch zur Versöhnung bei. Die Bilder spiegeln sicherlich auch die Opferproblematik
wider und es ist ein Beitrag dazu, dass über das Problem Gefängnis nachgedacht wird.“
Die
Bilder sind von hoher Qualität und verkünden eine unerwartete Botschaft:
„Die
Botschaft, die hier aus den Gefängnis kommt, ist eine Botschaft der Hoffnung. Das
wird aus den meisten der Bilder deutlich, so hart sie auch in ihren Farben und Tönen
sind.“