Die Internationale
Theologenkommission berät bei ihrer derzeitigen Vollversammlung im Vatikan über ein Dokument
zum Thema „Natürliches Sittengesetz“. Der Text soll die Suche nach den Fundamenten
einer universalen Ethik vertiefen, heißt es. Ob und wie das die klassische Naturrechtslehre
einen Beitrag leisten kann zum derzeit heiß diskutierten interkulturellen Dialog,
das werde jetzt diskutiert, sagt Thomas Söding, Professor für Biblische Theologie
an der Universität Wuppertal und Mitglied des vatikanischen Beratergremiums:
„Wenn
es keinen Beitrag zur Verständigungen der Religionen und auch der Verständigung mit
allen Menschen guten Willens ist, dann gehört das Naturrecht tatsächlich ins Archiv
der Theologie. Und das denken auch einige, auch innerhalb wie außerhalb der Kirche.
Aber die Theologenkommission hat die Aufgabe übernommen, sich zu überlegen, ob nicht
eine heutige Präsentation des alten Themas Naturrechtes nicht neue Kontakte mit der
Welt von heute ermöglichen kann.“
Das Naturrecht suche nach gemeinsamen
Wertüberzeugungen, die die Grenzen der Religionen überschreiten, und die in der Natur
des Menschen begründet sind.
„Es geht nicht nur darum, dass wir subjektive
Ansichten, sondern dass wir gerade bei den Fragen Menschenrechte, politische Mitbestimmung,
alle Fragen, die den Schutz des Lebens betreffen, dass wir da Bündnispartner brauchen
außerhalb der Kirche, und das ist unser Angebot sozusagen solche Bündnisse einzugehen.“
Außerdem
diskutiert das vatikanische Beratergremium unter Leitung von Kardinal William Levada
einen Text-Entwurf zum Wesen der Theologie, ihrem Sinn und ihren Methoden. Professor
Söding:
„Es hat in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil relativ
viele Äußerungen zur Theologie von Seiten des kirchlichen Lehramtes gegeben. Jeder
weiß, dass es auch eine ganze reihe von Konfliktverfahren gegeben hat, zuletzt der
Fall von Sobrino. Und deswegen ist es vielleicht ganz gut, wenn jetzt im kirchlichen
Auftrag die Theologen selber zu Wort kommen und etwas zu ihrer Aufgabe sagen, die
sie in der Kirche, aber auch für die Kirche zu erfüllen haben, und das wollen wir
versuchen zu tun.“
Vor Abschluss der Beratungen wird die rund 30-köpfige
Kommission morgen von Papst Benedikt XVI. in Audienz empfangen. Als Präfekt der
Glaubenskongregation hatte Kurienkardinal Joseph Ratzinger über zwei Jahrzehnte lang
auch die Theologenkommission geleitet.