Der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer hat sich skeptisch zur Aufstellung eines umstrittenen
Kruzifixes auf der Innbrücke in der Tiroler Landeshauptstadt geäußert. Das von Rudi
Wach zum Tirol-Gedenkjahr 1984 geschaffene Kruzifix war am Freitag auf Anweisung der
Innsbrucker Bürgermeisterin Hilde Zach aufgestellt worden. Die viereinhalb Meter hohe
Bronze-Skulptur hätte schon 1984 an dieser Stelle aufgerichtet werden sollen. Da Jesus
ohne Lendenschurz ganz nackt dargestellt ist, kam es damals zu Debatten und Protesten.
Schließlich nahm der damalige Bischof Reinhold Stecher von einer Segnung des Kruzifixes
Abstand; der damalige Bürgermeister Romuald Niescher sagte daraufhin die Aufstellung
ab. Das "Wach-Kreuz" stand seither im Hof des Innsbrucker Volkskunstmuseums. Auch
jetzt kam es nach der Aufstellung des Kreuzes wieder zu Debatten. Bischof Scheuer
erklärte dazu in einer Stellungnahme, der jetzige Schritt sei eine Entscheidung der
Eigentümer - der Innsbrucker "Kreuzbruderschaft" - und der Stadt Innsbruck. Die Qualität
des Kunstwerkes, die theologische Aussage und die Frage der Aufstellung auf der Innbrücke
seien aber weiterhin zu diskutieren, so Scheuer. Die Körperlichkeit Christi werde
schon im Lichte der Auferstehung gesehen, müsse also nicht "naturalistisch provozieren".
Auch werde bei Wach "die Männlichkeit Jesu angedeutet ohne erotischen Bezug". Die
Kreuzesdarstellung habe aber auch ihre Schwächen, so der Bischof: Das Objekt könne
"zu weich, zu glatt und designhaft, eigentlich zu schön wirken". Sein theologischer
Haupteinwand sei, dass der Corpus des Wach-Kreuzes "nicht die Signatur des Leidens"
trage, etwa die Wundmale: "Das wäre aber für den gekreuzigten und auferstandenen Jesus
von Nazareth ganz entscheidend".