Vatikan/Österreich: Leichtfried, im Seminar muss der Geist stimmen
99 Bischöfe aus allen
Kontinenten haben sich in diesen Tagen in Rom zu einer Art Einführungskurs für neu
geweihte Oberhirten getroffen. Der Heilige Stuhl bietet diese Seminare seit einigen
Jahren an, und die meisten "Jungbischöfe" greifen gerne zu - so wie der Weihbischof
von St. Pölten, Anton Leichtfried:
„Wenn man ein solches Amt anvertraut
bekommt, wenn man dafür bestimmt wird, da bricht so viel über einen herein, dass es
ganz gut ist, ein paar Schritte wieder zurückzugehen und das von einer größeren Perspektive
zu sehen. Und das nicht allein zu tun, sondern mit anderen, die in der gleichen Situation
sind, und mit anderen Bischöfen, die dabei viel Erfahrung haben. Und das nicht irgendwo
– sondern in Rom.“
Das Seminar findet an der päpstlichen Hochschule Regina
Apostolorum statt und geht heute nach zehn Tagen zu Ende. „Eine Mischung aus Vorträgen,
Erfahrungsaustausch, Informationen, Fragen und Antworten“, sagt Leichtfried.
„Ich
kann erzählen, es sind Mitglieder der römischen Kurie, die ihre Kongregationen und
ihre Arbeit vorstellen, und was aus ihrer Sicht wichtig ist für eine Diözese, einen
Bischof. Etwa von der Kleruskongregation, von der Gottesdienstkongregation war der
Präfekt hier. Aber dann gibt es auch Erfahrungsberichte von einzelnen Bischöfen, es
war etwa der Erzbischof von Paris da und hat erzählt aus seiner Erfahrung, was wichtig
ist für das geistliche Leben eines Bischofs. Oder der Erzbischof von Bamberg hat erzählt,
was ist wichtig für die Leitung der Diözese vor allem für die Pastoralvisitationen.“
Das
Bischofsamt gleich am Anfang sozusagen „aus der Vogelperspektive“ zu erleben, hat
Leichtfried als etwas sehr Bereicherndes empfunden.
„Es geht um ganz praktische
Dinge, wie geh ich was an, oder: wie machst du das, so ungefähr…! Aber dann tritt
man wieder einen Schritt zurück und schaut aus der Perspektive von Rom, aus der Perspektive
der Weltkirche auf seine eigene Diözese, sozusagen mit den Ohren der anderen Bischöfe,
wo ganz andere Situationen sind und die Herausforderungen woanders liegen.“
Anton
Leichtfried ist mit 40 Jahren der zweitjüngste Bischof der katholischen Kirche. Als
Seminarist des "Germanicum" in studierte er an der römischen "Gregoriana"und promovierte
bei dem Freiburger Dogmatiker Gisbert Greshake. In den Zeiten des Neuanfangs in seiner
Diözese St. Pölten wurde er zunächst Spiritual am Priesterseminar, wenig später Regens.
Dieses Amt hat er auf Bitte des Diözesanbischofs Klaus Küng auch nach der Ernennung
zum Weihbischof beibehalten.
„Es gehören zurzeit acht zum Priesterseminar
in St. Pölten. Damit kann ich als Regens nicht zufrieden sein. Aber was wichtig ist,
ist, dass der Geist stimmt. Das wissen gerade wir in unserer Diözese: Nicht die Quantität,
sondern die Kriterien müssen stimmen. Von daher kann ich aber sagen, es ist erfreulich,
dass ein guter Geist im Priesterseminar herrscht, und dass es auch wieder ein Haus
der Priester geworden ist.“
Leichtfried steht gemeinsam mit Diözesanbischof
Klaus Küng für den Neuanfang in St. Pölten, „meiner Diözese, aus der ich stamme,
in der ich aufgewachsen bin, der ich sehr viel verdanke und mit ich sehr verbunden
bin“, wie der Weihbischof betont. Dass es dem Bistum nach der schweren Krise 2004
heute wieder gut geht, dafür sind seiner Meinung nach die Gläubigen mitverantwortlich.
„Als ich das Priesterseminar übernommen habe, bin ich mitgetragen worden
von der ganzen Diözese. Da ist in allen Pfarren gebetet worden für das Seminar und
für den Neuanfang in der Diözese.“
Von einem Erfolg im landläufigen Sinn
zu sprechen, fällt Leichtfried dennoch schwer. „Erfolg ist nicht unbedingt ein Kriterium
des Evangeliums oder des Glaubens – was kann man da messen?“ Sein Amt als Weihbischof
lehrte ihn gerade in diesem Punkt bereits einiges:
„Unsere Aufgabe ist
es nicht immer zu ernten, sondern es ist oft die Aufgabe eines Sämanns. Auszusäen
und viele Körner, aus denen wird nichts, oder ich sehe es nicht, oder es ernten andere.
Aber manches kann auch ich ernten. Aber von daher bin ich vorsichtig, den Erfolg zu
bemessen. Aber was sichtbar geworden ist, ist ein verstärktes gutes Miteinander, ein
Klima des Wohlwollens, des Vertrauens und des Engagements für Christus, für das Evangelium,
für die Kirche erneut sich einzusetzen.“