Flutkatastrophe in Afrika: Was ist an der Kritik dran?
Hilfsorganisationen
schlagen Alarm wegen der Flutkatastrophe in Afrika – Millionen Menschen sollen betroffen
sein, es wird zu Spenden aufgerufen. Jetzt sind aber auch Stimmen laut geworden, dass
die Lage gar nicht so dramatisch sei, denn jedes Jahr gebe es diese Niederschläge.
Es handele sich vielmehr um eine Masche, um wieder mehr Geld zu machen, so der ARD-Journalist
Wim Dohrenbusch in Nairobi. Was ist an der Kritik dran? Klaus Piepel ist Ghana-Referent
bei Misereor, er hält die Kritik für abwegig:
“In diesem Jahr ist der Regen
sehr spät gekommen. Ich war selber in Ghana im April, habe dann auch später von Partnern
gehört, dass der Regen sich sehr verzögert hat. Jetzt kommen Niederschlagsmengen,
die völlig ungewöhnlich sind. Das hat auch Herr Dohrenbusch vom WDR in seinem Beitrag
zugegeben, dass es ungewöhnlich sehr stark regnet. Und das hat zum Beispiel in Ghana
dazu geführt, dass ganze Dörfer von der Umwelt abgeschnitten sind, solche Situationen
sind mir in den letzten Jahren überhaupt nicht begegnet.”
Die Kritik werde
der Situation vor Ort überhaupt nicht gerecht:
„Herr Dohrenbusch macht sich
lustig über die Arbeit der Hilfsorganisationen, die jetzt angesichts von über 1.000.000
Betroffener im gesamten Gürtel zwischen Senegal und Äthiopien dringend nötig ist.“
Allerdings
– nicht alle Hilfsorganisationen arbeiteten korrekt, so Piepel.
„Es gibt
auch berechtigte Kritik an Hilfsorganisationen, auf einem Spendenmarkt der umkämpft
ist mit immer aggressiveren Methoden, um die Unterstützung der gutwilligen Menschen
zu werben oder auch moralischen Druck auszuüben. Ich hab’ das bisher im Bezug auf
die aktuelle Situation allerdings nicht wahrnehmen können. Ich habe mir mal angeschaut,
was andere Hilfsorganisationen auf ihren Internetseiten publizieren: Von einer Dramatisierung
kann keine Rede sein!“
Der Standortvorteil einer kirchlichen Organisation
wie Misereor ist es, dass sie zurückgreifen kann auf langjährige Partnerstrukturen,
die auch stabil sind und entwickelt werden.
„Sie können sich stützen auf
das große Netzwerk der Pfarreien, der Diözesen. Dieses Netzwerk erweist sich in Katastrophensituationen
als besonders leistungsfähig, um Menschen auch in sehr abgelegenen Gebieten zu erreichen.
Denn die Priester kennen die Bevölkerung, die nicht in den Städten oder in den größeren
Dörfern lebt.“ (rv 20.09.2007 mc)