Vor theologischer Besserwisserei hat Papst Benedikt XVI. gewarnt. Bei einer Messe
für frühere Schüler aus seiner Zeit aus Professor erinnerte er gestern in Castel Gandolfo
an den heiligen Paulus. Dieser schreibe sehr ehrlich von der Zeit vor seiner Bekehrung,
als er die Christen verfolgte:
"Rückblickend sieht er
freilich auch und sagt er, dass er dies in Unwissenheit getan habe. Das ist erstaunlich
bei jemandem, der ja die ganze Theologie seiner Zeit studiert und der in eine rabbinische
Schule gegangen war, der die Schrift von Grund auf kannte und damit den Willen Gottes;
der alle Details der Schriftauslegung, der Methodik, der Auslegung beherrschte - und
rückschauend doch sagen muß: In allem Kennen der Schrift, in allem Kennen der Offenbarung
habe ich Gott nicht gekannt, war ich ein Unwissender und habe die Schrift nicht verstanden.
Ich
glaube, dieses rückschauende Wort des hl. Paulus über seine Unwissenheit muß auch
uns nachdenklich machen. Denn kann es nicht zu allen Zeiten, so auch uns, Theologen
so ergehen, dass wir zwar vieles oder womöglich alles wissen über Herkünfte der Texte,
über ihre Struktur, über ihre Bildung, über ihren historischen Ort, über ihren historischen
Gehalt; dass wir die theologischen und philosophischen Theorien erkennen, mit denen
das Ganze einzuordnen und aufzuklären ist - und dass wir dabei doch letztlich immer
nur von uns selber reden. Dass wir über die Menschen, die handeln, und über unser
Eigenes nicht hinauskommen. Dass Gott durch all unser Wissen von den menschlichen
Dingen hindurch nicht zu uns kommen und nicht zu uns sprechen kann. Dass wir ihn nicht
hören - und ihn nicht kennen...."