Großbritannien: Williams für schärferes Gesetz. Mahnung an Prinz Charles
Die anglikanische Kirche will sich auf ethischem Gebiet wieder mehr profilieren. Das
hat ihr Oberhaupt Rowan Williams, Erzbischof von Canterbury, in einem Interview mit
der Tageszeitung „Daily Telegraph“ angekündigt. Williams fordert, das Abtreibungsgesetz
in Großbritannien zu verschärfen. Dort gilt bereits seit 1968 eine der weltweit liberalsten
Gesetze - mit einer Fristenregelung bis zur 24. Schwangerschaftswoche. „Die Leute
sind nicht glücklich, dass Abtreibung als Nachverhütung angewandt wird“, sagte Williams.
Abtreibung sei etwas anderes als das Ziehen eines Zahns. Großbritannien sei eine „zerbrochene
Gesellschaft“, in der die Kirche den Sinn für moralische Integrität wiederherstellen
sollte. Auch von Prinz Charles, dem Thronfolger von Königin Elisabeth, erwartet
der Erzbischof ein profilierteres christliches Auftreten. Seit König Heinrich VIII.
(1491-1547) hat der britische Monarch den Ehrentitel „Verteidiger des Glaubens“. Charles
hatte allerdings 1994 in einem Interview angedeutet, dass er lieber den Glauben verschiedener
Religionen als nur das Christentum verteidigen wolle. Dieser Haltung widerspricht
Erzbischof Williams. Seiner Ansicht nach sollte der Thronfolger das Aufgabenverständnis
seiner Vorgänger nicht verändern. Auch die Krönungszeremonie kann sich Williams nur
als christlichen Gottesdienst, nicht aber als multireligiöse Feier vorstellen. (idea
16.09.2007 sk)