2007-09-14 12:09:18

Papst trifft Präsidenten des Sudan - "Respektvolle Atmosphäre"


RealAudioMP3 Papst Benedikt hat den Präsidenten des Sudan, Omar al-Baschir, in Privataudienz empfangen. Das Gespräch, das fast eine halbe Stunde dauerte, fand in "sehr respektvoller Atmosphäre" statt. al-Baschir sprach anschließend auch mit dem vatikanischen "Außenminister", Erzbischof Dominique Mamberti, der mehrere Jahre lang Nuntius im Sudan war. In der Begleitung des Präsidenten kamen auch sechs Minister in die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo.
Thema der Gespräche war u.a. die Lage in Darfur. Der Papst ließ erkennen, dass er sich von der Darfur-Konferenz Ende Oktober in Libyen einen Erfolg erhofft, "um dem Leiden und der Unsicherheit der Bevölkerung ein Ende zu bereiten". Die Menschen in Darfur hätten ein Recht auf humanitäre Hilfe. Benedikt und al-Baschir sprachen auch über den Schutz des Lebens und der Familie und über die Menschenrechte. Beide Seiten setzten sich für eine Zusammenarbeit von Christen und Molems "für Frieden und Gemeinwohl" ein. Den englischen Wortlaut des Vatikan-Statements zur Audienz dokumentieren wir am Schluß dieser Nachricht.
An das Gespräch hatten vor allem Hilfswerke hohe Erwartungen geknüpft. Kurz vor seiner Begegnung mit dem Papst versicherte Baschir, seine Regierung sei bereit zu einem Waffenstillstand mit den Rebellen in der Massaker-Provinz Darfur. Damit solle ein "positives Klima" für die Darfur-Verhandlungen geschaffen werden, die Libyen im Oktober ausrichten will.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Papstaudienz für al-Baschir vorab kritisiert; der Diktator sei für die Völkermorde an mehreren Millionen Menschen im Südsudan, in den Nuba-Bergen und in Darfur verantwortlich. Kein sudanesischer Staatschef habe mehr Bischöfe, Priester und Gläubige inhaftieren und foltern lassen als Bashir. Der Vatikan erhofft sich, durch diese Audienz auf den Präsidenten einwirken zu können. Aurelia Plieschke sprach mit dem Sudan-Experten der Diakonie Katastrophenhilfe, Michael Frischmuth:

„Von uns als eine humanitäre Hilfsorganisation, die vor Ort tätig ist, die vor Ort den ganzen Schwierigkeiten ausgesetzt ist, die Menschen zu erreichen, da erhoffen wir uns natürlich, dass der Papst als eine ganz andere moralische und unabhängige Instanz mit dem Herrn Bashir die Angelegenheiten in Darfur viel direkter ansprechen kann als das jetzt im Sicherheitarrat der vereinten Nationen möglich ist vor dem Hintergrund der ganzen politischen Taktierungen. Die Papstaudienz bietet die Möglichkeit klar zu machen, dass in Darfur ein sofortiger Waffenstillstand her muss und Friedensverhandlungen mit allen Gruppen und der Zivilgesellschaft.“

Frischmuth empfindet es als sehr wichtig, dass der Papst den sudanesischen Staatspräsidenten auf die humanitäre Lage der Menschen anspricht:

„einerseits im Darfur aber auch in der Gesamtregion gesehen, wo viele Regionen ja seit Jahrzehnten vernachlässigt sind und eine große Marginalisierung herrscht, die sich ja auch in den ganzen Konflikten entladen hat, erst im Südsudan, dann im Osten des Sudans und zuletzt in Darfur. Es heißt es muss darauf gedrängt werden, dass der Wohlstand, der Reichtum des Sudans allen Menschen zu Gute kommt.“

Man müsse allerdings von diesem Schwarz-Weiß-Denken Abstand nehmen, mit den so genannten „bösen“ Arabern auf der einen Seite und den guten Schwarzafrikanern in Darfur, so Frischmuth weiter:

„Dort herrscht mittlerweile ein Bürgerkrieg in dem jeder gegen jeden kämpft, wo jeder gegen jeden um die Ressourcen der Region kämpft, um die Macht in der Region. Eine Stationierung der Blauhelmsoldaten wie es vorgesehen ist, da geht’s nicht nur darum die Reitermilizen einzugrenzen und deren Tätigkeiten, sondern es geht darum Sicherheit in Darfur zu schaffen, Sicherheit gegenüber und für alle Gruppen, sodass humanitäre Hilfe geleistet werden kann.“

Momentan ist dies nicht ohne weiteres möglich. Denn die meisten Hilfsorganisationen bekommen keinen Zugang mehr zu den hilfsbedürftigen Menschen.

„Für humanitäre Organisationen, auch mit christlichem Hintergrund wie die unsere, ist die wichtige Maxime zu helfen, Menschen in Not zu helfen, egal ob es Menschen mit christlichem Glauben oder Muslime sind. Und von missionarischen Tätigkeiten muss man in dem Fall Abstand nehmen, man darf das nicht vermischen. Wenn es Organisationen gibt, die Missionieren, dann ist das ihre eigene Angelegenheit. Aber wenn man humanitäre Hilfe leisten will, kann man das nicht mit missionarischem Einsatz verbinden.“

(rv 14.09.2007 ap)

Hier dokumentieren wir die Vatikan-Erklärung im englischen Wortlaut:

This morning, Omar Hassan Ahmed El-Bashir, president of the Republic of Sudan, was
received in audience by the Holy Father Benedict XVI in his summer residence at Castelgandolfo.
The president subsequently went on to meet Archbishop Dominique Mamberti, secretary for
Relations with States and, until last year, apostolic nuncio in Khartoum.
Discussions focussed on the country's political and religious situation, with particular
reference to the Comprehensive Peace Agreement and to the situation in Darfur. On this matter,
very positive views were expressed concerning fresh peace negotiations for Darfur, due to be
held on October 27 in Libya. It is the Holy See's heartfelt hope that these negotiations prove
successful in order to put an end to the suffering and insecurity of those peoples, ensuring them
the humanitarian assistance to which they have the right, and initiating development projects.
Attention also turned to the regional aspects of the crisis.
Other subjects of joint interest were considered, such as the defense of life and of the family,
the respect and promotion of human rights including the fundamental right of religious freedom,
the importance of inter-religious dialogue and of collaboration between believers in all religions
- in particular Christians and Muslims - for the promotion of peace and the common good. In this
context, the positive role of the Catholic Church and her institutions in Sudanese society was
reiterated, especially in the field of education.







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