2007-09-14 09:09:34

D: Schäuble, „Partner-Verhältnis zwischen Staat und Kirchen“


RealAudioMP3 Der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble lobt das Staat-Kirchen-Verhältnis in der Bundesrepublik. In einem Gespräch mit Radio Vatikan rät der CDU-Politiker davon ab, an der Struktur der Staat-Kirche-Beziehungen zu rütteln. „Wir haben natürlich die Religionsfreiheit - das geht auch gar nicht anders angesichts der Universalität der Menschenrechte -, aber bei aller Religionsfreiheit haben wir nicht das Prinzip der strikten Trennung (von Staat und Kirche). Wir wissen, dass unsere freiheitliche Ordnung auf der Voraussetzung beruht, die der freiheitliche Staat aus sich selbst heraus nicht schaffen kann. Daraus folgt im Land der Reformation, das als einziges von den größeren europäischen Flächenstaaten im Grunde immer konfessionell zweigeteilt gewesen ist, dass wir von der Geschichte heraus eben dieses partnerschaftliche Verhältnis haben, von dem ich glaube, dass es sich bewährt hat.“ Grundsätzlich sei ein ähnliches Modell auch für die wachsende Zahl von Moslems in Deutschland möglich, so Schäuble. „ Nur müssen die Muslime dann in der Lage sein, für den Staat ein ähnlicher Partner zu sein,wie es die katholische Kirche und die evangelische Kirche in einer langen Tadition geworden sind.“

Zum Jesus-Buch von Papst Benedikt meint der badische Protestant Schäuble: „Doch, das habe ich bereits gelesen -sobald es herauskam. Ich finde, das ist ein großartiges Buch, das auch einem Protestanten sehr viel gibt. Ich habe auch einen ungeheuren Respekt, wie er damit umgeht. Ich kann aus der relativen Distanz eines Protestanten feststellen, dass es keine einfache Sache ist, als Papst ein Buch zu veröffentlichen, das er teilweise geschrieben hat, als er noch nicht Heiliger Vater gewesen ist. Und wo er auch ausdrücklich im Vorwort schreibt, dass er nicht die Autorität dieses Amtes in Anspruch nimmt, sich aber trotzdem entscheidet, dieses Buch der Öffentlichkeit vorzulegen… Das ist phantastisch.“ Ratzinger sei sein Wunschkandidat für das Papst-Amt gewesen, so Schäuble.

Zu der Frage, ob Religion in ein paar Jahrzehnten noch eine Rolle spielen werde, meinte der Politiker: „Es wird uns hoffentlich auch in der Zukunft gelingen, den Missbrauch der Religion für fundamentalistische Zwecke zu verhindern. Aber der schlimmste Missbrauch wäre zu glauben, der Mensch sei allmächtig geworden, er könne alles. Ich habe immer schon in jener Debatte, die wir in Deutschland um die Genforschung geführt haben - darf der Mensch, was er kann - gesagt: Diese Frage ist eigentlich unsinnig. Denn der Mensch kann gar nicht, was er zu können glaubt. Die richtige Frage müsste lauten: Kann der Mensch eigentlich, was er zu können glaubt? Je breiter sich diese Erkenntnis durchsetzt, umso besser sind die Chancen, dass wir uns nicht selbst zerstören.“

In dem ausführlichen Interview äußert sich Innenminister Schäuble auch zu heiklen Fragen wie der gezielten Tötung von Terroristen oder der so genannten Online-Überwachung. Radio Vatikan strahlt das Interview in der Reihe „Menschen in der Zeit“ in zwei Teilen aus: den ersten Teil am kommenden Sonntag Abend – mit der Wiederholung Montag früh -, den zweiten Teil am kommenden Dienstag Abend, mit der Wiederholung am Mittwoch Morgen.

Wenn Sie das Audio-Symbol oben am Start der Meldung anklicken, können Sie sich auch hier schon das Interview anhören...

(rv 14.09.2007 sk)








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