D: Schäuble, „Partner-Verhältnis zwischen Staat und Kirchen“
Der deutsche Innenminister
Wolfgang Schäuble lobt das Staat-Kirchen-Verhältnis in der Bundesrepublik. In einem
Gespräch mit Radio Vatikan rät der CDU-Politiker davon ab, an der Struktur der Staat-Kirche-Beziehungen
zu rütteln. „Wir haben natürlich die Religionsfreiheit - das geht auch gar nicht anders
angesichts der Universalität der Menschenrechte -, aber bei aller Religionsfreiheit
haben wir nicht das Prinzip der strikten Trennung (von Staat und Kirche). Wir wissen,
dass unsere freiheitliche Ordnung auf der Voraussetzung beruht, die der freiheitliche
Staat aus sich selbst heraus nicht schaffen kann. Daraus folgt im Land der Reformation,
das als einziges von den größeren europäischen Flächenstaaten im Grunde immer konfessionell
zweigeteilt gewesen ist, dass wir von der Geschichte heraus eben dieses partnerschaftliche
Verhältnis haben, von dem ich glaube, dass es sich bewährt hat.“ Grundsätzlich sei
ein ähnliches Modell auch für die wachsende Zahl von Moslems in Deutschland möglich,
so Schäuble. „ Nur müssen die Muslime dann in der Lage sein, für den Staat ein ähnlicher
Partner zu sein,wie es die katholische Kirche und die evangelische Kirche in einer
langen Tadition geworden sind.“
Zum Jesus-Buch von Papst Benedikt meint der
badische Protestant Schäuble: „Doch, das habe ich bereits gelesen -sobald es herauskam.
Ich finde, das ist ein großartiges Buch, das auch einem Protestanten sehr viel gibt.
Ich habe auch einen ungeheuren Respekt, wie er damit umgeht. Ich kann aus der relativen
Distanz eines Protestanten feststellen, dass es keine einfache Sache ist, als Papst
ein Buch zu veröffentlichen, das er teilweise geschrieben hat, als er noch nicht Heiliger
Vater gewesen ist. Und wo er auch ausdrücklich im Vorwort schreibt, dass er nicht
die Autorität dieses Amtes in Anspruch nimmt, sich aber trotzdem entscheidet, dieses
Buch der Öffentlichkeit vorzulegen… Das ist phantastisch.“ Ratzinger sei sein Wunschkandidat
für das Papst-Amt gewesen, so Schäuble.
Zu der Frage, ob Religion in ein paar
Jahrzehnten noch eine Rolle spielen werde, meinte der Politiker: „Es wird uns hoffentlich
auch in der Zukunft gelingen, den Missbrauch der Religion für fundamentalistische
Zwecke zu verhindern. Aber der schlimmste Missbrauch wäre zu glauben, der Mensch sei
allmächtig geworden, er könne alles. Ich habe immer schon in jener Debatte, die wir
in Deutschland um die Genforschung geführt haben - darf der Mensch, was er kann -
gesagt: Diese Frage ist eigentlich unsinnig. Denn der Mensch kann gar nicht, was er
zu können glaubt. Die richtige Frage müsste lauten: Kann der Mensch eigentlich, was
er zu können glaubt? Je breiter sich diese Erkenntnis durchsetzt, umso besser sind
die Chancen, dass wir uns nicht selbst zerstören.“
In dem ausführlichen Interview
äußert sich Innenminister Schäuble auch zu heiklen Fragen wie der gezielten Tötung
von Terroristen oder der so genannten Online-Überwachung. Radio Vatikan strahlt das
Interview in der Reihe „Menschen in der Zeit“ in zwei Teilen aus: den ersten Teil
am kommenden Sonntag Abend – mit der Wiederholung Montag früh -, den zweiten Teil
am kommenden Dienstag Abend, mit der Wiederholung am Mittwoch Morgen.
Wenn
Sie das Audio-Symbol oben am Start der Meldung anklicken, können Sie sich auch hier
schon das Interview anhören...