Rumänien: Sibiu, „über kirchliche Probleme hinaus“
Delegierte aller christlichen
Konfessionen haben in Sibiu (Hermannstadt) fünf Tage lang über aktuelle kirchliche
und gesellschaftliche Fragen in Europa diskutiert. Das Treffen bot außerdem eine Plattform
für die Begegnung mit der Orthodoxie. Das Motto der Dritten Europäischen Ökumenischen
Versammlung lautete „Das Licht Christi scheint über allen - Hoffnung auf Erneuerung
und Einheit in Europa“. Mario Galgano war für uns vor Ort, Birgit Pottler hat ihn
nach seinen Eindrücken gefragt: Sibiu sollte Impulse für Europas Politik setzen.
Hat das Treffen gehalten, was es versprochen hat? „Das Treffen hat nicht gehalten,
was es versprochen hat. Im Schlussdokument werden zwar alle wichtigen Themen angesprochen,
die bereits im Vorfeld genannt wurden, doch bleiben die Impulse sehr vage. Die meisten
Delegierten und Teilnehmer der Versammlung waren auch sichtlich enttäuscht darüber.
Das gilt auch für Themen, bei denen – theologisch betrachtet – alle Kirchen gleicher
Meinung sind. Beispielsweise wurde im Bereich Umweltfragen kein konkretes Vorgehen
vorgeschlagen. Für Überraschung sorgte aber, dass das Thema Migration einigermaßen
stark betont wird. Besondere Aufmerksamkeit widmeten die Delegierten auch der Verantwortung
für die Schöpfung und der Globalisierung.“ Von einigen Verbänden wurde vor
allem die Arbeitsweise kritisiert, die aktive Teilnahme an Diskussionen, konkrete
Vorschläge oder Initiativen waren aus ihrer Sicht nur schwer möglich. Was ist dazu
zu sagen? „Die Arbeitsweise war eigentlich gar nicht so schlecht, wie behauptet
wurde. Jeder konnte schriftlich oder zum Teil auch mündlich die eigenen Vorstellungen
und Vorschläge einbringen. Man muss bedenken, dass insgesamt ja fast 2000 Leute dabei
waren. Es war deshalb erstaunlich, dass die stundenlangen Diskussionen geklappt haben.
Der ökumenische Dialog fand in Sibiu nicht nur in den großen Foren statt. Viele Themen
wurden informell vertieft.” „Wir dürfen uns mit der Trennung nicht abfinden.“
Das hat der vatikanische Ökumenechef Walter Kasper in Sibiu einmal mehr betont. Welche
neuen Schritte bzw. ökumenischen Impulse gab es denn? „Ehrlich gesagt, hat die
Versammlung in Sibiu keine konkreten Schritte erarbeitet. Dennoch kann ich behaupten,
dass die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer zufrieden nach Hause zurückgekehrt
sind. Für viele war es wichtig, dass sich Christen verschiedener Konfessionen treffen
und miteinander sprechen. So war eines der wesentlichen Ziele der Versammlung die
Begegnung der Christen aus dem Osten mit denen aus dem Westen. Es ging um den Austausch
zwischen Orthodoxen, Protestanten, Katholiken, Anglikanern und Freikirchen. In
den ersten Tagen hatte man das Gefühl, dass die Versammlung einzig das jüngste Dokument
der Glaubenskongregation zum Thema hatte. Doch nachdem Kardinal Kasper die Bedeutung
der Ökumene für die katholische Kirche klarstellte, änderte sich die Stimmung. Sibiu
ging dann über die innerkirchlichen Probleme weit hinaus." (rv 11.09.2007 mg/bp)