„Nicht zusammenfügen, aber kitten“. Eindrücke von Gudrun Sailer
Der Dritte Tag der
Papstreise. Wien – Mariazell – Wien – Heiligenkreuz. Zum roten Faden dieser Tour und
den Zielen unsere Korrespondentin Gudrun Sailer:
„Der rote Faden ist das Pilgern
mit Mariazell – gestern - als Höhepunkt. Papst Benedikt ist zur 850-Jahr-Feier der
Magna Mater Austriae nach gekommen, Heiligenkreuz liegt an der Pilgerstraße und hat
außerdem Österreichs einzige kirchliche Theologie-Hochschule. Diese drei Tage sind
ein Fest des Glaubens mit allem, was dazugehört: Singen, Sich Begegnen, Sich-Freuen
über die Anwesenheit des Papstes, der den Blick auf Jesus freigeben möchte. Allerdings,
das Pilgern, darüber hat Papst Benedikt gesprochen, ist nicht nur der Weg zu einem
Heiligtum, zu einem Fest hin. Wesentlich ist auch der Weg zurück in den Alltag.“ Was,
außer dem Datum als solches, wird von dieser Reise in die Geschichtsbücher eingehen
– oder ist das gar nicht nötig und auch nicht gewollt? „Der deutsche Papst
ist 80 Jahre alt. Niemand weiß, wie viel Zeit ihm noch bleibt. Dass Benedikt da nach
Österreich kommt, ist schon herausragend – mehr, als das die Österreicher selbst vielleicht
wahrnehmen. Es ist seine einzige europäische Reise in diesem Jahr, und wir wissen,
dass es weltweit einige „hot spots“ der katholischen Kirche gibt, die eine Stärkung
durch den Nachfolger Petri womöglich noch nötiger hätten als Österreich.“ Ziel
war die Stärkung der Kirche in Österreich. Der Papst selbst hatte ja anfangs bekannt,
die Krise sei noch nicht ganz überwunden. Ist das gelungen? „Dass eingefleischte
Kirchenkritiker ihre Kritik aufgeben, weil der Papst ins Land kommt, ist unwahrscheinlich.
Ich glaube auch, dass eine kritische Haltung der Kirche gegenüber genau dieser Kirche
nicht immer schadet, sie kann auch als Korrektiv wirken – in Österreich hat sie das
getan. Vieles ist auch einfach eine Sache der Chemie. Und da habe hier ich schon beobachtet,
dass dieser Papst für mehr Offenheit, für eine neue Neugier sorgt. Ich habe viele
sagen hören: Es gefällt mir, wie dieser Papst spricht, wie gütig er ist, dass er nicht
als großer Richter kommt – auch dass er diejenigen würdigt, die trotz aller Krisen
bei der Stange geblieben sind. Also: Ein Papstbesuch allein kann nicht Zerbrochenes
wieder zusammenfügen, aber er kann Sprünge kitten.“ (rv 09.09.2007 gs/bp)