2007-09-09 12:18:03

Wien: „Ohne Sonntag gerät das Leben nicht“


RealAudioMP3 „Freie Zeit braucht eine Mitte!“ Das hat Benedikt XVI. bei der Sonntagsmesse im Wiener Stephansdom betont. In seiner Predigt rief der Papst zum Schutz des Sonntags auf, als „Zeit der Orientierung“ und „wöchentliches Schöpfungsfest der Kirche“.

„Ohne den, der unser Leben mit seiner Liebe trägt, ist das Leben selbst leer. Diese Mitte auszulassen oder zu verraten, würde dem Leben selbst seinen Grund nehmen, seine innere Würde und seine Schönheit.“ Sine dominico non possumus!“ - Für die ersten Christen war, so der Papst, auch unter drohender Todesstrafe die sonntägliche Eucharistiefeier „nicht ein Gebot, sondern eine innere Notwendigkeit.“ Doch was geht das die Christen von heute an? Lebensnotwendig viel, sagt der Papst: „Ja, auch für uns gilt, dass wir eine Beziehung brauchen, die uns trägt, unserem Leben Richtung und Inhalt gibt. Auch wir brauchen die Berührung mit dem Auferstandenen, der durch den Tod hindurch uns trägt. Wir brauchen diese Begegnung, die uns zusammenführt, die uns einen Raum der Freiheit schenkt, uns über das Getriebe des Alltags hinausschauen lässt auf die schöpferische Liebe Gottes, aus der wir kommen und zu der wir gehen.“
Mit Blick auf das Evangelium über die bedingungslose und besitzlose Nachfolge Jesu sagte der Papst: „Nur der Liebende findet das Leben. Und Liebe verlangt immer das Weggehen aus sich selbst, verlangt sich selber zu lassen. Wer umschaut nach sich selbst, den anderen nur für sich haben will, der gerade verliert sich und den anderen. Ohne dieses tiefste Sich-Verlieren gibt es kein Leben. Die rastlose Gier nach Leben, die die Menschen heute umtreibt, endet in der Öde des verlorenen Lebens.“
Hausherr Christoph Schönborn hatte in seinem Grußwort an den hohen Besuch eigens an die österreichische „Allianz für den Sonntag“ erinnert. Benedikt rief zum Schutz des Sonntags auf, erinnerte aber an dessen tieferen Sinn. „Ohne den Herrn und ohne den Tag, der ihm gehört, gerät das Leben nicht. Der Sonntag hat sich in unseren westlichen Gesellschaften gewandelt zum Wochenende, zur freien Zeit. Die freie Zeit ist gerade in der Hetze der modernen Welt gewiss etwas Schönes und Notwendiges. Aber wenn die freie Zeit nicht eine innere Mitte hat, von der Orientierung fürs Ganze ausgeht, dann wird sie schließlich zur leeren Zeit, die uns nicht stärkt und aufhilft.“
Benedikt schlug einen Bogen zu seinen jüngsten Aufrufen zur Bewahrung der Schöpfung und dem Umweltschutz. Der Sonntag erinnere auch an den Schöpfungsmorgen, „der Tag, an dem Gott sprach: ,Es werde Licht’ (Gen 1, 3)“. Der Sonntag sei das „wöchentliche Schöpfungsfest der Kirche“. „In einer Zeit, in der die Schöpfung durch unser Menschenwerk vielfältig gefährdet scheint, sollten wir gerade auch diese Dimension des Sonntags bewusst aufnehmen.“

Musikalisch stand die Feier noch einmal im Zeichen der Pilgerreise nach Mariazell. Die Wiener brachten die so genannte Missa Cellensis von Joseph Haydn zu Gehör. Haydn war wie sein jüngerer Bruder Michael fast zehn Jahre lang am Stephansdom musikalisch tätig. Die „Mariazeller-Messe“ entstand 1782. Der Auftrag zur Komposition kam von Anton Liebe, einem kaiserlichen Militärbeamten, vermutlich zum Dank bzw. als Erfüllung eines Gelübdes. Joseph Haydn, zeitlebens ein großer Marienverehrer, benannte die Messe selbst nach „Mariazell“. Schon als 18-Jähriger hatte er seine erste Wallfahrt dorthin unternommen.

(rv 09.09.2007 bp)








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