Eine beeindruckende
Predigt in Mariazell und eine sehr entspannte Stimmung, auch auf den Straßen. Davon
berichtet Vatikansprecher Pater Federico Lombardi im Gespräch mit Gudrun Sailer...
Pater Lombardi, Wiens Kardinal Christoph Schönborn hat in einer ersten Reaktion
gleich nach dem Gottesdienst in Mariazell gesagt, er sei zu Tränen gerührt, wie viele
Pilger dem schlechten Wetter trotzten und mit dem Papst feierten. Auch Sie erleben
ja Mariazell als Angehöriger des Päpstlichen Gefolges. Welche Eindrücke haben Sie
mitgenommen?
„Ich habe auch denselben Eindruck: Praktisch jeder Platz war
wirklich voll von Leuten. Es wäre nicht möglich, noch mehr Leute im Mariazell aufzunehmen.
Alle freien Plätze waren besetzt, und alle waren sehr sehr tief in die Liturgie einbezogen.
Wir hatten nicht den Eindruck, dass es den Leuten zuviel geworden wäre dort zu sein.
Sie waren sehr aufmerksam bei jedem Wort, das der Papst gesagt hat: Besonders seine
wunderbare Predigt!“
Auch ich fand die Predigt sehr eindrucksvoll, ein
großer Wurf. Ich habe es für die 5000 Pilger, die nicht deutscher Sprache sind, fast
ein wenig bedauert, dass sie diese nicht Wort für Wort verstehen konnten. Von Europa
hat ja Papst Benedikt nur am Rand gesprochen. Inwiefern war Europa dennoch ein Thema
an diesem so geschichtsträchtigen europäischen Ort, der Mariazell ist?
„Er
hat nicht ausdrücklich von Europa gesprochen, aber inhaltlich gab es mehrere Botschaften,
die sehr wichtig für Europäer und insbesondere für die europäischen Christen sind.
Dem Papst geht es um einen lebendigen Glauben, einem Glauben, der mutig ist und der
sehr tief mit der Gestalt Jesu Christi verbunden ist und seiner Liebe, die wir in
der Gestalt Jesu als Kind und als Gekreuzigter sehen. Das war eine tiefe Synthese
von Theologie und Spiritualität. Auch die wichtigen Werte und auch das moralische
Engagement war in der Predigt anwesend am Ende, als der Papst die Zehn Gebote angeführt
hat: Nicht als eine Reihe von Verboten, sondern als einer Reihe von „Ja“ zu den Grundwerten
des Glaubens und des moralischen Lebens.“
Sie haben vorher erwähnt, dass
es neben den offiziellen Punkten auch ein inoffizielles Programm gibt, in das das
Gefolge des Papstes eingebunden ist zusammen mit den österreichischen Bischöfen, zum
Beispiel das Mittagessen. Wird da auch über die Lage der Kirche in Österreich gesprochen,
oder ist das alles ein großer Akt des Feierns?
„Nein, das war ein feierliches
Mittagessen, und am Ende gab es kleine Dankesreden von Seiten Kardinal Schönborns
und des Papstes. In diesem Sinne ging es nicht über die Lage der Kirche in Österreich.
Natürlich, die Leute, die da sind, können auch Eindrücke und Gedanken austauschen.
Aber das war nicht eigentliches Thema der gemeinsamen Reflektion oder Diskussion.“
Pater
Lombardi, waren Sie eigentlich auch schon bei der Papstreise mit Johannes Paul II.
in Österreich mit dabei?
„Ja, ich erinnere mich daran. Man kann einige
Vergleiche anstellen. Ich würde sagen, mir erscheint die Lage jetzt entspannter. Ich
glaube auch, dass diese Reise Benedikts dazu beitragen kann, dass die Kirche in Österreich
ihren lebendigen Glauben mit mehr Enthusiasmus und Freude leben kann.“ (rv
09.09.2007 gs)