2007-09-09 19:10:54

Benedikt: "Nächstenliebe ist nicht delegierbar"


RealAudioMP3 Die letzte Etappe der Reise Benedikts nach Österreich führte in Wien in das Konzerthaus. Dort traf der Papst mit Ehrenamtlichen zusammen, die – so Benedikt – in der Gesellschaft versuchten, der Botschaft des Evangeliums ein Gesicht zu geben. Nächstenliebe sei nicht delegierbar; Staat und Politik können sie bei allem rechten Bemühen um Notlinderung und Sozialleistungen nicht ersetzen, sagte der Papst.

„Sie erfordert immer den persönlichen freiwilligen Einsatz, für den der Staat allerdings günstige Rahmenbedingungen schaffen muß. Dank dieses Einsatzes behält Hilfe ihre menschliche Dimension und wird nicht entpersonalisiert. Und genau darum seid Ihr Freiwilligen nicht Lückenbüßer im sozialen Netz, sondern wahrhaft Mitträger am humanen und christlichen Gesicht unserer Gesellschaft.“
Gerade junge Menschen sehnten sich danach, daß ihre Fähigkeiten und Talente „geweckt und entdeckt“ werden. Freiwillige wollen gefragt werden, sie wollen persönlich angesprochen werden.

„’Ich brauche dich!’, ‚Du kannst das!’: Wie gut tut uns diese Ansprache. Gerade in ihrer menschlichen Einfachheit verweist sie hintergründig auf den Gott, der jeden von uns gewollt, jedem seinen Auftrag mitgegeben hat, ja, der uns braucht und auf unseren Einsatz wartet.“
 Das Ja zu einem freiwilligen und solidarischen Engagement sei eine Entscheidung, die frei und offen mache für die Not des anderen; für die Anliegen der Gerechtigkeit, des Lebensschutzes und der Bewahrung der Schöpfung.

„Freiwilligkeit lebt und bewährt sich jenseits von Kalkulation und erwarteter Gegenleistung; sie sprengt die Gesetzmäßigkeiten der Marktwirtschaft. Denn der Mensch ist weit mehr als nur ein ökonomisch handelnder und zu behandelnder Faktor. Die Fortentwicklung und Würde einer Gesellschaft hängt immer wieder und gerade an jenen Menschen, die mehr tun als nur ihre Pflicht.“
Jesus Christus schaue die Christen mit einem Blick der Liebe an, er lehre daher nicht eine Mystik der geschlossenen Augen, sondern eine Mystik des offenen Blicks und damit der unbedingten Wahrnehmungspflicht für die Lage der anderen. Am Schluss erinnerte Benedikt an die Bedeutung des Gebets für die in der karitativen Arbeit Tätigen.

„Das Gebet zu Gott ist Ausweg aus Ideologie oder Resignation angesichts der Erfahrung der Endlosigkeit der Not. Christen glauben trotz aller Unbegreiflichkeiten und Wirrnisse ihrer Umwelt weiterhin an die ‚Güte und Menschenliebe Gottes’ (Tit 3, 4). Obwohl sie wie alle anderen Menschen eingetaucht sind in die dramatische Komplexität der Ereignisse der Geschichte, bleiben sie gefestigt in der Hoffnung, daß Gott ein Vater ist und uns liebt, auch wenn uns sein Schweigen unverständlich bleibt.“(rv 09.09.2007 mc)








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