Die letzte Etappe
der Reise Benedikts nach Österreich führte in Wien in das Konzerthaus. Dort traf der
Papst mit Ehrenamtlichen zusammen, die – so Benedikt – in der Gesellschaft versuchten,
der Botschaft des Evangeliums ein Gesicht zu geben. Nächstenliebe sei nicht delegierbar;
Staat und Politik können sie bei allem rechten Bemühen um Notlinderung und Sozialleistungen
nicht ersetzen, sagte der Papst.
„Sie erfordert immer den persönlichen
freiwilligen Einsatz, für den der Staat allerdings günstige Rahmenbedingungen schaffen
muß. Dank dieses Einsatzes behält Hilfe ihre menschliche Dimension und wird nicht
entpersonalisiert. Und genau darum seid Ihr Freiwilligen nicht Lückenbüßer im sozialen
Netz, sondern wahrhaft Mitträger am humanen und christlichen Gesicht unserer Gesellschaft.“ Gerade
junge Menschen sehnten sich danach, daß ihre Fähigkeiten und Talente „geweckt und
entdeckt“ werden. Freiwillige wollen gefragt werden, sie wollen persönlich angesprochen
werden.
„’Ich brauche dich!’, ‚Du kannst das!’: Wie gut tut uns diese Ansprache.
Gerade in ihrer menschlichen Einfachheit verweist sie hintergründig auf den Gott,
der jeden von uns gewollt, jedem seinen Auftrag mitgegeben hat, ja, der uns braucht
und auf unseren Einsatz wartet.“ Das Ja zu einem freiwilligen und solidarischen
Engagement sei eine Entscheidung, die frei und offen mache für die Not des anderen;
für die Anliegen der Gerechtigkeit, des Lebensschutzes und der Bewahrung der Schöpfung.
„Freiwilligkeit lebt und bewährt sich jenseits von Kalkulation und erwarteter
Gegenleistung; sie sprengt die Gesetzmäßigkeiten der Marktwirtschaft. Denn der Mensch
ist weit mehr als nur ein ökonomisch handelnder und zu behandelnder Faktor. Die Fortentwicklung
und Würde einer Gesellschaft hängt immer wieder und gerade an jenen Menschen, die
mehr tun als nur ihre Pflicht.“ Jesus Christus schaue die Christen mit einem
Blick der Liebe an, er lehre daher nicht eine Mystik der geschlossenen Augen, sondern
eine Mystik des offenen Blicks und damit der unbedingten Wahrnehmungspflicht für die
Lage der anderen. Am Schluss erinnerte Benedikt an die Bedeutung des Gebets für die
in der karitativen Arbeit Tätigen.
„Das Gebet zu Gott ist Ausweg aus Ideologie
oder Resignation angesichts der Erfahrung der Endlosigkeit der Not. Christen glauben
trotz aller Unbegreiflichkeiten und Wirrnisse ihrer Umwelt weiterhin an die ‚Güte
und Menschenliebe Gottes’ (Tit 3, 4). Obwohl sie wie alle anderen Menschen eingetaucht
sind in die dramatische Komplexität der Ereignisse der Geschichte, bleiben sie gefestigt
in der Hoffnung, daß Gott ein Vater ist und uns liebt, auch wenn uns sein Schweigen
unverständlich bleibt.“(rv 09.09.2007 mc)