Lombardi, "Papst will keine Verschlechterung des Abtreibungsgesetzes"
Der Leiter des vatikanischen
Pressesaals, P. Federico Lombardi SJ, sieht den Auftakt der Papstreise positiv, das
sagte er in einem Interview mit unserer Korrespondentin vor Ort, Gudrun Sailer:
Welches
sind Ihre ersten Eindrücke von diesem päpstlichen Besuch in Österreich? Ich
würde sagen, das schlechte Wetter ist nichts im Vergleich mit der guten Stimmung,
die wir von den Leuten erfahren, die anwesend sind auf der Straße, auf dem Platz um
die Mariensäule und auch heute Abend in der Hofburg. Das Interesse ist groß, und ich
glaube, diese Pilgerfahrt hat gut begonnen.
Fühlt sich Papst Benedikt in
Österreich nach wie vor zu Hause? Ja, das hat er mehrmals gesagt,
und das ist, glaube ich, sehr wahr! Er spricht seine Sprache, er spricht schnell,
er ist zufrieden. Ich sehe ihn von nahe, und er ist mit sehr gelassenem Gesicht und
lächelnd. In diesem Sinn glaube ich, er ist sehr zufrieden mit diesem ersten Tag.
Was bedeutet Mariazell für den Papst? Ist das der Ort, an dem sich für ihn
das neu zusammenwachsende Europa zeigt? Er weiß, dass Mariazell
eine sehr bedeutende Stelle für Mitteleuropa ist. Das hat er auch heute Abend wieder
gesagt. Das ist auch für die Ungarn und die slawischen Völker ein Zentrum, eine Stelle,
wo die Pilgerschaft sehr tief in der Tradition und im Glauben verwurzelt ist und wirkt.
Der Papst hat gesagt, das mütterliche Gesicht des Christus wird auch in Mariazell
sichtbar - alles was wirklich human und spirituell sensibel ist, nicht nur das Rationale,
sondern das ganz Tiefe in unserem Leben, das wird von der Pilgerschaft klar gemacht.
In diesem Sinn sind die tiefen Werte auch des Glaubens im Leben dieser Völker wieder
ausgedrückt und vertieft. Deshalb glaube ich, der Papst hat auf konkrete und humane
Weise gefunden, einen neuen Beitrag für das Bauen Europas zu leisten.
In
seiner Rede vor Politikern und Diplomaten hat Papst Benedikt u.a. die offene soziale
Wunde der Abtreibung erwähnt. Die Hoffnungen stehen gering, dass Österreich die Abtreibungsgesetze
ändert. Warum ist es dennoch wichtig, dass der Papst auf diese heikle Frage zu sprechen
kommt? Wenn ich recht verstanden habe, hat der Papst nicht verlangt,
dass ein Gesetz verändert wird, sondern verlangt, dass das Gesetz nicht schlechter
wird. Dass für die Christen, und ich glaube für die Menschen, Abtreibung kein Recht
ist, das ist absolut klar. Der Papst hat seinen Wunsch ausgedrückt, dass in den österreichischen
Gesetzen die Abtreibung nach wie vor als Unrecht bezeichnet wird. Denn es gibt das
Risiko, dass Abtreibung nicht mehr als Unrecht definiert wird.