2007-09-07 18:20:07

Österreich: Oberrabbiner, Türen öffnen


RealAudioMP3 Erster und gleichsam stiller Höhepunkt der Papstreise: Benedikt XVI. gedenkt auf dem Wiener Judenplatz den während des NS-Regimes ermordeten österreichischen Juden. Im strömenden Regen verharrte der Papst schweigend im Gedenken. Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg betete neben ihm den Kaddish, der immer beim jüdischen Totengedenken erklingt. Eisenberg überreichte eine eigens verfasste Botschaft der Israelitischen Kultusgemeinde.
Zwar hatte Eisenberg bedauert, dass im Programm nur für diesen kurzen Gedenkakt Platz war, dennoch nennt er ihn ein „wichtiges Zeichen für den Dialog zwischen den Religionen“:
„Wenn der Papst die Juden speziell an diesem Platz trifft, an dem man der Verfolgung der Juden gedenkt, so halte ich es für gut und hoffe, dass sich mit den wenigen Worten, die dort gewechselt werden, weitere Türen öffnen."
Gerade der Judenplatz spiegelt die wechselvolle gemeinsame Geschichte von Juden und Christen eindrucksvoll wider. Nach langen Debatten hatte Kardinal Schönborn 1998 eine Gedenktafel anbringen lassen. Der letzte Satz darauf: „Heute bereut die Christenheit ihre Mitschuld an den Judenverfolgungen und erkennt ihr Versagen. ,Heiligung Gottes’ kann heute für die Christen nur heißen: Bitte um Vergebung und Hoffnung auf Gottes Heil.“ Eisenberg: „Ich glaube, das dies eine wichtige Aussage darstellt. Es ist schwierig, von einer Glaubensgemeinschaft zu verlangen, dass sie zugibt, ihre Vorgänger hätten gefehlt. Es gehört zu den Traditionen der Glaubensgemeinschaften, mit einer gewissen Ehrfurcht die Altvorderen zu betrachten. Da war es ein großer Schritt des Kardinals, gerade an dem Ort, wo eine Synagoge verbrannt wurde, wo Juden beschlossen haben, einer befürchteten Zwangstaufe zu entgehen, die heutigen Positionen neu zu beziehen und das auch offen auszusprechen.“
Dennoch mahnt Eisenberg, nicht an Gesten stehen zu bleiben.
„Es ist zu einer Entwicklung gekommen, in der ein Dialog möglich geworden ist, indem man über die Vergangenheit nicht sagt: Schwamm drüber, sondern auch Aussagen zulässt, dass hier Fehler geschehen sind, aus denen wir lernen müssen. Und ich glaube, das Gespräch ist besonders in Österreich ein sehr gutes und offenes.“
Oberrabbiner Eisenberg zollte Respekt: Er trug eine weiße Kippa, die Juden sonst nur zu höchsten Feiertagen tragen.
(rv 07.09.2007 gs/so/bp)








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