2007-09-02 08:04:40

Italien: Papst ermuntert zu Engagement und Liebe


Die Kirche kenne keine Randgruppen, schließe niemanden aus. Das hat Papst Benedikt XVI. gestern Abend vor mehr als 300.000 Jugendlichen in Loreto betont. Auf einem Feld in der Nähe des italienischen Marienwallfahrtsortes begehen sie derzeit ein italienisches Jugendtreffen, das als Auftakt zum Weltjugendtag 2008 in Sydney gilt. Benedikt war gestern Nachmittag nach Loreto aufgebrochen und feierte gemeinsam mit den Jugendlichen die Gebetsvigil.
In seinen frei formulierten Antworten auf die Fragen von Jugendlichen ermunterte der Papst zu gesellschaftlichem Engagement und zu einem Leben ohne Zukunftsängste. Christen müssten Zentren bilden „in der Peripherie und so helfen, die Dinge zu bewältigen, die die große Politik offensichtlich nicht bewältigen kann. Gleichzeitig müssen wir daran denken, dass ungeachtet der großen Machtkonzentration gerade in der Gesellschaft von heute das Bedürfnis groß ist nach Solidarität, dem Sinn nach Gerechtigkeit und dem Engagement und der Kreativität aller.“
In seiner Predigt betonte der Papst einmal mehr den Wert von Ehe und Familie. Von Maria sollten die jungen Christen die Schönheit der Liebe lernen, sagte der Papst und warnte vor egoistischen Auffassungen von Beziehungen. Liebe sei kein „Wegwerfartikel“. Eigens wandte er sich an Jugendliche aus Scheidungsfamilien. Mit dem Beistand Gottes und der Gottesmutter sollten sie sich von Trennungserfahrungen in ihrem Umkreis nicht entmutigen lassen. Er bete und hoffe, so der Papst, dass die gegenwärtig zu beobachtende Krise der Familie nicht ein endgültiges Scheitern bedeute.
„Habt keine Angst! Jeder von euch kann, wenn er mit Christus vereint bleibt, große Dinge verbringen“, so der Papst weiter. Vielen Heranwachsenden erscheine heute ein glückliches Leben wie ein nahezu unerfüllbarer Traum. Dagegen verwies er auf die Gottesmutter Maria, die als junge Frau mit ihrem Ja ihr Leben und die gesamte Menschheitsgeschichte verändert habe. „Nichts ist für den unmöglich, der sich Gott anvertraut“, so der Papst.
Das „Haus Marias“, das der Legende nach Engel 1294 aus Nazareth nach Loreto getragen haben, sei Ort der „friedvollen Begegnung“ und „authentischer Freude“. „Der Papst ist euch nahe“, rief Benedikt den seit Stunden feiernden und singenden Jugendlichen zu. „Er teilt eure Freuden und eure Leiden, vor allem teilt er eure innersten Hoffnungen und für jeden erfleht er beim Herrn ein erfülltes und glückliches Leben, ein Leben das reich ist an Sinn, ein wahrhaftiges Leben.“
Benedikt verabredete sich mit den Jugendlichen für Sydney im nächsten Jahr, auch wenn er wisse, so der Papst, dass für viele Australien am anderen Ende der Welt liege. In der Hafenstadt findet vom 15. bis 20. Juli der nächste Weltjugendtag statt. Internationales gab es auch in Loreto, nicht nur in der Vorausschau auf Sydney. Benedikt segnete ein Kreuz, das für eine Kirche in Äthiopien bestimmt ist. Mit einer SMS-Aktion sammelten die Jugendlichen die ganze Nacht auch via Fernsehen Geld für den Bau einer Kirche in der kleinsten Diözese Äthiopiens.
Am Abend besuchte Benedikt gemeinsam mit einigen Bischöfen das Marienheiligtum von Loreto. Via Fernsehschaltung war er mit den inzwischen fast 400.000 Jugendlichen auf dem Feld verbunden. Dort begann eine große Glaubensfeier mit Musik und Tanz. Der erst im Juli aus philippinischer Geiselhaft befreite Missionar Giancarlo Bossi sprach zu den Jugendlichen und rief sie dazu auf, niemals ihren Traum aus den Augen zu verlieren. Ein junger Mann erzählte von seiner Mafiavergangenheit.
Die Feier wurde vom Staatsfernsehen übertragen und gestaltet von national bekannten Schauspielern. Mit dabei auch der Tenor Andrea Bocelli, der Liedermacher Lucio Dalla und sein eigens geschriebener Song INRI, und der italienische Cantautore Claudio Baglioni, der landesweit Stadien füllt. Sein Bekenntnis: „Spiritualität ist der ,Treibstoff’, ist das Licht, das die Straße erhellt. Ist eine Leuchtrakete, die das erleuchtet, was wir noch nicht sehen. Spiritualität ist also eine Notwendigkeit, wie die Luft. Wir nehmen sie nicht war, sie ist immer da, aber ohne sie könnten wir nicht atmen, geschweige denn leben.“
(rv/kna 02.09.2007 bp)







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