2007-08-30 17:12:34

Iran: Mit 16 Jahren gefoltert


RealAudioMP3 Marina Nemat ist eine junge christliche Iranerin, die bis vor wenigen Jahren Studentin war. Als 16-jährige wurde sie in ihrem Land verhaftet, ins Gefängnis gesteckt und gefoltert. Das Gericht verurteilte sie zum Tod. Nemats einziger Ausweg war die Heirat mit einem Gefängniswärter und der Übertritt zum Islam.

„Nun es war ein Albtraum. Der Gefängniswärter war einer, der mich gequält hatte, denn er war für die Folter zuständig. Er hatte auch sichtlich Freude an seiner Tätigkeit, Leute Leid zuzufügen.“

Aus westlicher Sicht bestand 1997 mit der Wahl von Präsident Mohammed Chatami Hoffnung auf Besserung der Menschenrechtslage. Die Bemühungen erfuhren schließlich durch die Verleihung des Friedensnobelpreises im Jahre 2003 an die iranische Menschenrechtsaktivistin Shirin Ebadi internationale Beachtung.
Die junge Iranerin Nemat betont aber, dass der Iran auch mit Persönlichkeiten wie Chatami oder Shirin Ebadi sich nicht viel geändert hat.

„Im Iran hat sich nichts verändert. Die Leute hier wissen, wenn sie protestieren, dann werden sie in das berüchtigte Gefängnis von Evin eingeliefert. Iran ist zu einem Land voller Ängste geworden. Die Leute haben gelernt, ihren Mund zu halten. Und im Gefängnis von Evin hat sich seit Jahren nichts geändert.“

Im Evin Gefängnis sitzt in seinem politischen Flügel die Intelligenzija des Landes ein: Politiker, Schriftsteller, Chefredakteure, Verleger, Geistliche und abgesetzte Minister. In den weniger gepflegten und häufig überbelegten Trakten werden Personen gefangen gehalten, die - nach westlichem Verständnis - sich keiner oder geringfügige Vergehen schuldig gemacht haben: Händeschütteln mit Frauen, Demonstrationen gegen die Unterdrückung von Frauen, Nachlässigkeiten beim Tragen des Schleiers, regierungskritische Äußerungen von Schriftstellern. Auch Hinrichtungen finden hier statt, wie zum Beispiel Steinigungen nach der Verurteilung wegen Ehebruchs.
Auch Marina Nemat saß hier über zwei Jahre ein. Sie beschreibt ihre Erlebnisse in einer Biographie das seit Juli 2007 auch auf deutsch vorliegt. Von ihren Zellengenossinnen im Trakt 246 soll keine die Haftzeit überlebt haben. Während der Haftzeit von Nemat war nach ihren Angaben der Trakt, der in Schah-Zeiten mit 50 Personen belegt war, mit 650 Frauen belegt.
Änderungen können im Iran nur durch den internationalen Druck erreicht werden, ist Marina Nemat überzeugt.

„Denn der Druck der internationalen Gemeinschaft ist sehr wichtig. Die iranische Regierung weiß, dass es nicht egal ist, was die Weltöffentlichkeit denkt. Aber alle Katholiken und Christen auf der Welt müssen zuerst wissen, wie das Leben im Nahen Osten ist. Die Christen müssen unser Alltagsleben kennen. Ich denke, dass Katholiken und Christen im Allgemeinen die Pflicht haben, nicht wegzuschauen sondern eine klare Meinung dazu haben und diese auch preisgeben.“
(rv 30.08.2007 mg)








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