In dieser Woche hat
die katholische Kirche rund um den Globus das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel
gefeiert. Erstaunlich viele Länder Europas haben am 15.August sogar einen staatlichen
Feiertag. Es sind Österreich, Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien, Luxemburg,
Polen, Portugal. In Deutschland gab es nur im Saarland und in Teilen Bayerns einen
staatlichen Feiertag. Auch in der Schweiz hatten einige Kantone frei, ähnlich in Irland
und Spanien. Voll gearbeitet wurde in Skandinavien, in den Niederlanden, in England,
Russland, der Tschechische und der Slowakischen Republik und in Ungarn. Millionen
Menschen konnten sich also eines freien Sommertages erfreuen. Ich vermute, dass die
allermeisten von ihnen keine Ahnung hatten, worum es dabei ging, warum sie frei hatten. Was
soll man angesichts einer solchen Situation sagen: Sollte die Kirche aus Ehrlichkeit
dem Staat vorschlagen, den Feiertag abzuschaffen – jedenfalls von Seiten der Kirche.
Sollte der Staat vielleicht lieber das folgende Wochenende verlängern, sodass die
Arbeit für drei aufeinander folgende Tage ruht? Das wäre rationaler. Oder den Feiertag
ganz abschaffen, da die Jahresarbeitszeit ohnehin zu kurz ist. Sollte die katholische
Kirche umgekehrt ihren Schäflein ins Gewissen reden und sagen: wenn ihr am 15.August
nicht in die Messe kommt, begeht ihr eine schwere Sünde. Ihr riskiert die Hölle. Viele
Kirchenkritiker meinen ja, die katholische Kirche sei unehrlich, denn sie beharre
auf Rechten und Traditionen, obwohl sie wisse, dass das Fest längst ausgehöhlt sei,
dass 90 Prozent aller Katholiken überhaupt nicht wüssten, worum es bei dem Fest überhaupt
geht. Was soll die Kirche tun: Resignieren, das Fest aufgeben, für die Messe trommeln,
ein schlechtes Gewissen einreden? Das Fest Mariae Aufnahme in den Himmel ist nur
ein spezieller Fall eines Problems. Die Kirche könnte ja dem Staat auch empfehlen:
gib den Sonntag auf, denn kaum ein Getaufter weiß, dass es sich um den Tag der Auferstehung
Christi handelt. Sie könnte dem Staat empfehlen: streichen wir Weihnachten, den ersten
und den zweiten Feiertag, streichen wir den ersten und den zweiten Oster- und Pfingsttag.
Denn nur ein Bruchteil der Getauften kommt zum Gottesdienst. Wenn die Kirche dies
täte, würde sie ein Kulturgut aufgeben. Sie würde ein Weltkulturerbe streichen. Denn
die kirchlichen, die christlichen Feiertage sind Weltkulturerbe. Kommunisten und andere
Ideologien haben bereits vergeblich versucht, eine 10-Tagewoche einzuführen und religiöse
Feiertage zu streichen. Wenn dies gelänge, würde die Weltkultur etwas verlieren. Der
Mensch braucht Feiertage, Ruhetage, Besinnungstage – und zwar gemeinschaftliche, an
denen man sich auf den Sinn des Lebens besinnt und an dem möglichst alle Räder still
stehen. Und was machen wir mit tausenden von herrlichen Kirchen, die an die Aufnahme
Mariens in den Himmel erinnern. Sollen wir sie abreißen? Was machen wir mit der neu
erbauten Frauenkirche in Dresden. Machen wir einen Konzertsaal daraus und nennen sie
König von Sachen-Dom? Nein, behalten wir christliches Kulturgut, und versuchen wir
den Nachwachsenden zu sagen, was es bedeutet: Maria Aufnahme in den Himmel bedeutet:
wir alle dürfen auf ein herrliches Leben nach dem Tode rechnen. Maria ist vorausgegangen.