2007-08-18 12:26:23

Wochenkommentar von P. von Gemmingen


RealAudioMP3 In dieser Woche hat die katholische Kirche rund um den Globus das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel gefeiert. Erstaunlich viele Länder Europas haben am 15.August sogar einen staatlichen Feiertag. Es sind Österreich, Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien, Luxemburg, Polen, Portugal. In Deutschland gab es nur im Saarland und in Teilen Bayerns einen staatlichen Feiertag. Auch in der Schweiz hatten einige Kantone frei, ähnlich in Irland und Spanien. Voll gearbeitet wurde in Skandinavien, in den Niederlanden, in England, Russland, der Tschechische und der Slowakischen Republik und in Ungarn. Millionen Menschen konnten sich also eines freien Sommertages erfreuen. Ich vermute, dass die allermeisten von ihnen keine Ahnung hatten, worum es dabei ging, warum sie frei hatten.
Was soll man angesichts einer solchen Situation sagen: Sollte die Kirche aus Ehrlichkeit dem Staat vorschlagen, den Feiertag abzuschaffen – jedenfalls von Seiten der Kirche. Sollte der Staat vielleicht lieber das folgende Wochenende verlängern, sodass die Arbeit für drei aufeinander folgende Tage ruht? Das wäre rationaler. Oder den Feiertag ganz abschaffen, da die Jahresarbeitszeit ohnehin zu kurz ist. Sollte die katholische Kirche umgekehrt ihren Schäflein ins Gewissen reden und sagen: wenn ihr am 15.August nicht in die Messe kommt, begeht ihr eine schwere Sünde. Ihr riskiert die Hölle. Viele Kirchenkritiker meinen ja, die katholische Kirche sei unehrlich, denn sie beharre auf Rechten und Traditionen, obwohl sie wisse, dass das Fest längst ausgehöhlt sei, dass 90 Prozent aller Katholiken überhaupt nicht wüssten, worum es bei dem Fest überhaupt geht. Was soll die Kirche tun: Resignieren, das Fest aufgeben, für die Messe trommeln, ein schlechtes Gewissen einreden?
Das Fest Mariae Aufnahme in den Himmel ist nur ein spezieller Fall eines Problems. Die Kirche könnte ja dem Staat auch empfehlen: gib den Sonntag auf, denn kaum ein Getaufter weiß, dass es sich um den Tag der Auferstehung Christi handelt. Sie könnte dem Staat empfehlen: streichen wir Weihnachten, den ersten und den zweiten Feiertag, streichen wir den ersten und den zweiten Oster- und Pfingsttag. Denn nur ein Bruchteil der Getauften kommt zum Gottesdienst. Wenn die Kirche dies täte, würde sie ein Kulturgut aufgeben. Sie würde ein Weltkulturerbe streichen. Denn die kirchlichen, die christlichen Feiertage sind Weltkulturerbe. Kommunisten und andere Ideologien haben bereits vergeblich versucht, eine 10-Tagewoche einzuführen und religiöse Feiertage zu streichen. Wenn dies gelänge, würde die Weltkultur etwas verlieren. Der Mensch braucht Feiertage, Ruhetage, Besinnungstage – und zwar gemeinschaftliche, an denen man sich auf den Sinn des Lebens besinnt und an dem möglichst alle Räder still stehen. Und was machen wir mit tausenden von herrlichen Kirchen, die an die Aufnahme Mariens in den Himmel erinnern. Sollen wir sie abreißen? Was machen wir mit der neu erbauten Frauenkirche in Dresden. Machen wir einen Konzertsaal daraus und nennen sie König von Sachen-Dom? Nein, behalten wir christliches Kulturgut, und versuchen wir den Nachwachsenden zu sagen, was es bedeutet: Maria Aufnahme in den Himmel bedeutet: wir alle dürfen auf ein herrliches Leben nach dem Tode rechnen. Maria ist vorausgegangen.

(rv 18.08.2007 mc)







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