Kindern im kriegszerrütteten
Serbien mit Fußballspielen, Basteln und Ausflügen ein paar schöne Tage bereiten. Ein
einzigartiges Projekt, das die Zivildienstleistenden der Bistümer Trier, Limburg und
Mainz organisiert haben. Drei Wochen bemühen sich die 14 Zivis, den Kindern in den
serbischen Flüchtlingslagern Petrovac und Cardak Abwechslung von ihrem tristen Alltag
zu verschaffen. Auf das Flüchtlingsproblem aufmerksam machen, das ist ihnen wichtig. Julia
Hermann berichtet Den Menschen ihre Zeit schenken, zeigen, das sie nicht vergessen
sind, das ist die Idee des Projekts. Vor allem den Kindern, den größten Opfern der
Kriege. Viele der Menschen leben schon über zehn Jahre in Flüchtlingslagern, unter
schlechten Lebensbedingungen fernab ihrer Heimat. Josef Schaubruch ist einer der Zivildienstleistenden
und zum ersten Mal in Serbien dabei. „Die Lage hier ist nicht sehr angespannt,
aber eben auch nicht entspannt. Die Leute wohnen sehr eng aufeinander, die sanitären
Anlagen sind katastrophal. Und vor allem bei den Kindern merkt man, dass es immer
noch starke Problem in den Familien gibt, was sicherlich auch noch vom Krieg kommt.“ In
einem Seminar bereiteten sich die Zivildienstleistenden auf ihren Einsatz vor. Themen
waren dabei die historischen und politischen Hintergründe der Konflikte auf dem Balkan
und eine Einführung in die serbische Sprache. „Es gibt natürlich einen relativ
kleinen Wortschatz, mit dem man sich verständigen kann, und das ist ausreichend. Man
kann natürlich keine tiefen Gespräche führen, es ist halt relativ oberflächlich, was
auch schade ist, aber es ist auf jeden Fall ausreichend. Und wenn es gar nicht mehr
geht, fragt man einfach Jörg Begler, der hat in Sprachen echt was drauf.“ Jörg
Begler ist der Leiter des Projekts in Petrovac. Er war bereits mehrere Male als Zivi
und dann als Betreuer in verschiedenen betroffenen Gebieten, auch in Serbien, im Einsatz „Mittlerweile
sind wir hier in Serbien, seit 2001, weil hier eben noch sehr viele Flüchtlinge sind,
so 500.000 leben hier in Serbien selbst, die sind über das ganze Land verstreut, leben
in Lagern, teilweise auch schon wieder in Unterkünften Aber das Problem ist einfach,
dass die Menschen hier vergessen wurden, vom Land selbst und auch von den anderen
Staaten in Europa. Offiziell soll es keine Flüchtlinge mehr geben, weil alles schon
viel zu lange dauert. Dabei hat sich die Situation für die Menschen selbst kaum verändert,
es ist eine große Misere. Aber die örtlichen Bedingungen versucht man mehr und mehr
zu verbessern. Es klappt an einigen Orten, an anderen Orten lösen sich Flüchtlingslager
einfach auf und die Menschen landen auf der Straße.“ Das Camp von Petrovac
befindet sich in einer alten heruntergekommenen Militärkaserne mitten in der Stadt.
Hier leben etwa 290 Flüchtlinge, darunter 45 Kinder „Unser Anliegen ist es vor
allen Dingen, mit den Kindern zu spielen, das heißt die kleinsten und jüngsten Opfern
dieser Kriege direkt zu treffen und mit ihnen so zu leben, wie sie ohne diese ganzen
Kriege hätten leben können, also mit Spaß und Freude, mit gegenseitigem Kennenlernen
und Spielen und Austauschen.“ Wie sich das Leben im Lager anfühlt, erfahren
die Zivis am eigenen Leib. „Wir haben drei Wochen hier in Serbien, wo wir mit
den Flüchtlingen im Flüchtlingslager zusammenleben, und zwar in den gleichen Unterkünften
wie sie und auch unter den gleichen Bedingungen. Wir haben deshalb auch die gleichen
Probleme, mit den Toiletten und Duschen, dass das Wasser manchmal nicht warm wird,
oder dass wir keinen Strom haben, oder dass es ins Zimmer reinregnet. So wie es auch
bei den Flüchtlingen ist. Das schafft für uns eine ganz besondere Perspektive. So
können wir viel besser verstehen, was die Menschen hier erleben.“ (rv 17.08.2007
jh/mg)