Indiens Christen feiern
am 15. August nicht nur Maria Himmelfahrt, sondern auch den Jahrestag der Unabhängigkeit
ihres Landes. Vor 60 Jahren entließ Großbritannien den Subkontinent in die Freiheit.
Dass es in der größten Demokratie der Welt heute auch für die Kirche einiges zu feiern
gilt, bestätigt Bischof Valerian d`Souza von Pune im Gespräch mit uns:
„Es
beginnt schon, wenn wir nach außen schauen und den gewaltigen Fortschritt beobachten.
Dazu kommt die erfreuliche Tatsache, dass die Kirche in Indien wahre Freiheit erlebt
hat bis vor zehn oder 15 Jahren. Die indische Bischofskonferenz ist die viertgrößte
auf der Welt! Und durch die Tätigkeit der Kirche sind Millionen von Armen und Unterdrückten
hochgestiegen und stehen jetzt auf eigenen Füßen.“
In den vergangenen Jahren
ist freilich das Engagement der katholischen Kirche in Indien auf Schwierigkeiten
gestoßen, Stichwort: Hindu-Nationalismus. Dieser ist in letzter Zeit immer aggressiver
geworden, sagt Bischof d`Souza:
„Den Christen wird vorgeworfen, dass Bekehrung
unser letztes Ziel sei. Auch unsere umfangreiche humanitäre Arbeit sei nur bekehrungsorientiert.
Aber die Volkszählung alle zehn Jahre beweist das Gegenteil: Der Prozentsatz der Christen
und Christinnen in der Bevölkerung ist von 2,5 Prozent auf 2,2 Prozent gesunken.“
Bischof D`Souza sieht einen politischen Hintergrund hinter den häufiger
werdenden Episoden von Demütigung indischer Christen:
„Politisch gesehen
ist Bekehrung – die fast ein Schimpfwort geworden ist – ein gutes Mittel, um die Christen
zu prügeln. Wenn die Staatsregierungen nicht eingreifen, werden sich diese Verfolgungen
noch weiter entwickeln. Fundamentalisten gibt es überall auf der Welt und in allen
Religionen. Es sind Minderheiten in ihrer Religion und in der Gesellschaft, aber Ursachen
sehr großer Störungen.“
Geschätzt wird die katholische Kirche in Indien
für ihr Engagement im Sozialen, im Gesundheitswesen und im Bildungssystem.
„Christen
werden als ehrliche, aufrichtige, hilfsbereite Menschen angesehen. Der Andrang zu
unseren Schulen ist ungeheuer. Die Kritik von innen an der Kirche ist, dass die Katholiken
erwarten, eine Kirche, die noch ärmer und volksnaher ist. Denn noch ist sie etwas
klerikalistisch. Die größte Herausforderung an die Kirche ist aus meiner Sicht, mehr
an der Gleichberechtigung für Frauen und die unteren Schichten zu arbeiten.“