Die Polizei in Guatemala
hat 46 Kinder aus einem illegalen Waisenhaus in der alten Hauptstadt Antigua Guatemala
befreit. Das jüngste der Kinder war drei Tage, das älteste zwei Jahre alt. Die insgesamt
23 Jungen und 23 Mädchen sollten ohne die erforderlichen Papiere zur Adoption freigegeben
werden. Das lockere Adoptionsrecht in Guatemala begünstigt den internationalen Kinderhandel.
Allein im vergangenen Jahr wurden den Behörden zufolge 4496 Kinder adoptiert, zehn
Prozent mehr als im Jahr 2005. Hinter diesem Handel stehen internationale Organisationen,
sagt die Anwältin Louise Melville des Kinderhilfswerks „Save the Children“:
„Unglücklicherweise
ist die internationale Adoption ein großes Geschäft geworden. Im Durchschnitt verdienen
die Organisationen 30.000 Euro pro Kind. Das bestärkt viele dazu, Adoption als Handel
zu betreiben. Für uns ist es schwierig, solche Fälle zu ahnden. Wir erfahren dies
vor allem, wenn beide leiblichen Eltern noch da sind und in Armut leben. Doch Armut
kann nicht ein Grund sein, die eigenen Kinder zu verkaufen. Es gibt dubiose Organisationen,
die diesen Eltern versprechen, dass ihre Kinder eine gute Ausbildung genießen werden.“
95
Prozent der Adoptiveltern, die Kinder aus Guatemala adoptieren, stammen aus dem Ausland,
meist aus den USA. Das Geschäft mit illegalen Adoptionen bringt allein im zentralamerikanischen
Land jährlich rund 200 Millionen Dollar ein.
„Es ist schade, dass Adoptionen
innerhalb eines Staates zu wenig in den Blick kommen. Es gibt durchaus potentielle
Adoptiveltern in Guatemala. Bei internationalen Adoptionen handelt es sich meist um
konkrete Wünsche und Vorstellungen der Adoptiveltern. Solche Eltern glauben, dass
sie mit Geld alles – sogar Kinder – kaufen können.“