Papst Benedikt XVI.
hat gestern an die dramatische Situation vieler Menschen in Südasien erinnert. Beim
Angelusgebet forderte er mehr Hilfen für die Opfer der aktuellen Flutkatastrophe.
Durch den ungewöhnlich starken Monsunregen sind in Teilen von Indien, Bangladesh und
Nepal bis zu 35 Millionen Menschen obdachlos geworden. Etwa 2000 Menschen sind ums
Leben gekommen. Die Versorgung der Not leidenden Menschen ist nach wie vor sehr schwierig.
Für die Caritas im indischen Bundesstaat Bihar ist Christine Grawe:
„Die
Situation ist nach wie vor katastrophal. Menschen verhungern mittlerweile. Kinder
sterben an Durchfällen. Es ist immer noch alles überschwemmt. Dörfer sind abgeschnitten
von den Fluten. Kinder spielen in dem Wasser, trinken das Wasser. Viele Leute haben
keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Dadurch gibt es viele Krankheiten. Abgesehen
von Malaria, Dengue-Fieber sind auch die wasserbedingten Krankheiten immens gestiegen:
also Durchfälle, Würmer, Hautausschläge. Es immer noch katastrophal, und es ist viel
zu wenig Hilfe da.“
Wie erfolgreich ist die Arbeit der Hilfsorganisationen
vor Ort?
„Ich kann nur für das internationale Caritas-Netzwerk sprechen.
Wir sind sehr aktiv, was natürlich daran liegt, dass wir hier ein sehr gutes Netzwerk
mit Partnern vor Ort haben. Wir haben bereits die Ansprechpartner in den Dörfern und
können über verschiedene Diözesen sofort aktiv werden. Ansonsten ist viel zu wenig
Hilfe hier. Man sieht überhaupt keine Hilfe auf den Straßen.“
Was braucht
es jetzt vor allem?
„Es braucht vor allem frisches Wasser, Essen und medizinische
Hilfe. Das ist das Wichtigste. Denn die Leute hungern einfach. Und es kommt schon
zu Situationen, wenn man Essenspakete ausliefert, dass die Leute panisch werden und
sich gegenseitig verletzen: Es ist also schon dramatisch.“
Wie fühlen sich
die Menschen vor Ort?
„Die haben alle irgendwie aufgegeben. Dazu muss man
sagen: Die Leute erleben jedes Jahr diese Katastrophe. Nicht in dem Ausmaß natürlich,
aber eine Flut haben sie jedes Jahr. Und es hilft ihnen nie jemand. Das Gefühl zumindest
haben sie. Die Menschen hier fühlen sich eigentlich von der Regierung und der Welt
verlassen.“
Welche Regionen sind jetzt besonders betroffen?
„Ich
war nur in Indien unterwegs. Ich weiß, dass auch Pakistan und Nepal betroffen sind.
Ich fahre stundenlang mit dem Auto über überschwemmte Straßen. Überall sieht man nur
Leute, die unter Plastikplanen hocken und in irgendwelchen Notunterkünften sind. Ich
frage dann immer die einheimischen Mitarbeiter: War das hier mal ein Fluss, war hier
mal ein See? Sie sagen dann immer: Nein, hier waren Felder, hier waren Dörfer.“
Wie
wird der Appell von Papst Benedikt von den Menschen vor Ort wahrgenommen?
„Die
Menschen haben weder Fernsehen noch Radio noch Zeitungen in den Dörfern. Viele Dörfer
sind nur mit Boot erreichbar. Ich denke, dass die betroffenen Menschen hiervon erstmal
gar nichts mitbekommen werden. Ich kann aber sagen, dass es die Caritas-Mitarbeiter
hier vor Ort sehr freut und motiviert, dass sie nicht so alleine auf weiter Flur sind.“