2007-08-12 15:15:39

Tag der Jugend: BDKJ, "Mut haben politisch mitzumachen"


“Be seen, be heard – Youth Participation for Development.” – „Gesehen und gehört werden, Beteiligung der Jugend an der Entwicklung“ – das ist das Motto des Internationalen Tages der Jugend, der heute begangen wird. 1999 rief die UNO-Generalversammlung zum ersten Mal einen eigenen Jugendtag aus. Ziel ist es, die Jugendlichen zu ermutigen, sich politisch und sozial zu engagieren und selbst gestaltend die Zukunft in die Hand zu nehmen.
Pater Max Cappabianca OP sprach mit Michael Kreuzfelder, dem Pressereferenten des Bundes der Katholischen Jugend in Deutschland (BDKJ).

Das Thema des Internationalen Tages nimmt ja insbesondere die so genannten Milleniumsziele in den Blick. Wie schätzen Sie das ein? Ist da bei den Jugendlichen eine Sensibilität vorhanden?

Eine große Sensibilität sogar. Das hat nicht zuletzt der G8-Gipfel hier in Deutschland gezeigt, wo viele junge Menschen vor allen Dingen auch von den katholischen Jugendverbänden Politikerinnen und Politikern gezeigt haben, was sie von der internationalen Politik halten. Da ist eine große Sensibilität vorhanden. Jugendliche interessieren sich nämlich nicht nur für das, was heute passiert, sondern vor allen Dingen auch, wie es morgen mit dieser Welt weitergeht. Und das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Und gerade der BDKJ setzt sich eben dafür ein, dass es morgen sehr viel gerechter zugehen muss.

Immer wieder wird ja von einer generellen Politikmüdigkeit von Jugendlichen geredet. Das stimmt also nicht?

Das kommt auf den Bereich an. Also: Wir vom BDKJ beobachten in Deutschland häufig: Da wo Jugendliche selbst betroffen sind von Themen, in ihrem Stadtteil zum Beispiel, wenn es um ihren Wohnort geht, wenn es um Ausbildung und Schule geht, sind sie unglaublich engagiert. Und da sehen wir eher mehr Engagement als weniger. Aber manchmal gibt es auch Bereiche, wo andere auch sagen: das interessiert Jugendliche vielleicht nicht so. Und da ist es manchmal auch ein bisschen schwierig, Jugendliche sozusagen für die „große Politik“ zu begeistern.

Was ist Ihrer Meinung nach bei Jugendlichen wichtig bei diesen Fragen?

Jugendlichen geht es vor allem um die Themen, die für Jugendliche dran sind. Das ist einmal: wie geht es mit mir morgen weiter? Das ist das Thema Ausbildung und Bildung generell. Das ist aber auch das Thema Gerechtigkeit, Solidarität - über den Tellerrand hinausschauen und zu gucken, was läuft nicht nur hier in Deutschland schlecht, sondern auch, wie können wir von hier aus Strukturen verbessern, um Themen wie Armut oder Bildungsungerechtigkeit zu beseitigen.

Bei Ihnen sind ja 15 Jugendverbände mit etwa 650 000 Kindern und Jugendlichen zusammengeschlossen. Damit sind Sie einer der größten Jugendverbände in Deutschland. Worin sieht der BDKJ seine Aufgabe?

Also gerade wenn es um das Thema Partizipation geht, Jugendbeteiligung – was der Internationale Tag der Jugend in diesem Jahr auch vermitteln will – da geht es darum, Kindern und Jugendlichen eine Stimme zu geben, eine Stimme in Politik, in der Kirche und auch in der Gesellschaft. Wir wollen, dass Jugendliche nicht nur Teil-Betroffene sind von Kinderarmut zum Beispiel, von Ausbildungsplatzmangel und von anderen Problemen. Jugendliche sind nicht nur ein Teil eines Problems, sondern sie sind vor allem auch Teil der Lösung. Deswegen sagen wir: Wir müssen Kinder und Jugendliche viel mehr an Entscheidungsprozessen beteiligen – in der Kirche, vor allen Dingen aber auch in Politik und Gesellschaft. Und das ist ein zentraler Punkt, wo der BDKJ Jugendliche motivieren will, sich zu engagieren. Wir qualifizieren junge Menschen, sich einzubringen in diese Diskussion. Gleichzeitig fordern wir aber auch von Politikerinnen und Politikern und anderen Partnern, dass wir ernst genommen und gehört werden. Und das ist die Chance beim Internationalen Tag der Jugend, der Stimme der Jugend noch mehr Gewicht und Gehört zu verleihen.

Sie sind ja ein katholischer Jugendverband. Welche Rolle hat da der Glaube, das Katholischsein, in dem Ganzen?

Eine große Rolle. Denn unsere Motivation, uns politisch und für diese Welt zu engagieren, kommt aus dem Evangelium, kommt aus dem Glauben an Jesus Christ. Und wer Christ ist, hat einen Auftrag, sich für eine gerechtere Welt zu engagieren, in der jeder und jede gut leben kann. Von daher ist das unsere Motivation, ist das unsere zentrale Ausrichtung, warum wir uns für reine bessere Welt engagieren.

Wo sind Ihrer Meinung nach im Moment die heißen Punkte, wo Engagement wirklich notwendig ist?

Das ist in Deutschland zum einen das Thema Kinderarmut. Denn ich glaube, in einem hoch entwickelten Staat wie Deutschland über Kinderarmut zu sprechen, ist ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft. Ich glaube, da muss Politik, da muss Wirtschaft, da müssen mehrere Partner zusammen mehr dafür tun, dass Kinder und Jugendliche hier nicht in Armut fallen.
Das zweite ist das Thema Bildung. Denn nirgendwo ist dieser Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildung so groß wie in Deutschland. Das heißt, wir müssen diesen Zusammenhang aufbrechen und müssen die ungerechten Strukturen durch neue Bildungsreformen so gestalten, dass Kinder und Jugendliche nach ihren Talenten gefördert werden und nicht nach dem Geldbeutel ihres Vaters.
Das dritte Thema,, das uns wichtig ist, ist das Thema Ausbildung. Denn immer noch gibt es eine Menge Jugendliche in Deutschland, die keine Ausbildung haben, und da spreche ich nicht nur von hochqualifizierten Menschen, sondern von benachteiligten jungen Menschen. Und auch die müssen wir in den Blick nehmen. Die brauchen eine Chance, damit diese Gesellschaft morgen eine Zukunft hat.

 
(rv 12.08.2007 mch)








All the contents on this site are copyrighted ©.