Tag der Jugend: BDKJ, "Mut haben politisch mitzumachen"
“Be seen, be heard – Youth Participation for Development.” – „Gesehen und gehört werden,
Beteiligung der Jugend an der Entwicklung“ – das ist das Motto des Internationalen
Tages der Jugend, der heute begangen wird. 1999 rief die UNO-Generalversammlung zum
ersten Mal einen eigenen Jugendtag aus. Ziel ist es, die Jugendlichen zu ermutigen,
sich politisch und sozial zu engagieren und selbst gestaltend die Zukunft in die Hand
zu nehmen. Pater Max Cappabianca OP sprach mit Michael Kreuzfelder, dem Pressereferenten
des Bundes der Katholischen Jugend in Deutschland (BDKJ).
Das Thema des Internationalen
Tages nimmt ja insbesondere die so genannten Milleniumsziele in den Blick. Wie schätzen
Sie das ein? Ist da bei den Jugendlichen eine Sensibilität vorhanden?
Eine
große Sensibilität sogar. Das hat nicht zuletzt der G8-Gipfel hier in Deutschland
gezeigt, wo viele junge Menschen vor allen Dingen auch von den katholischen Jugendverbänden
Politikerinnen und Politikern gezeigt haben, was sie von der internationalen Politik
halten. Da ist eine große Sensibilität vorhanden. Jugendliche interessieren sich nämlich
nicht nur für das, was heute passiert, sondern vor allen Dingen auch, wie es morgen
mit dieser Welt weitergeht. Und das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Und
gerade der BDKJ setzt sich eben dafür ein, dass es morgen sehr viel gerechter zugehen
muss.
Immer wieder wird ja von einer generellen Politikmüdigkeit von Jugendlichen
geredet. Das stimmt also nicht?
Das kommt auf den Bereich an. Also: Wir
vom BDKJ beobachten in Deutschland häufig: Da wo Jugendliche selbst betroffen sind
von Themen, in ihrem Stadtteil zum Beispiel, wenn es um ihren Wohnort geht, wenn es
um Ausbildung und Schule geht, sind sie unglaublich engagiert. Und da sehen wir eher
mehr Engagement als weniger. Aber manchmal gibt es auch Bereiche, wo andere auch sagen:
das interessiert Jugendliche vielleicht nicht so. Und da ist es manchmal auch ein
bisschen schwierig, Jugendliche sozusagen für die „große Politik“ zu begeistern.
Was
ist Ihrer Meinung nach bei Jugendlichen wichtig bei diesen Fragen?
Jugendlichen
geht es vor allem um die Themen, die für Jugendliche dran sind. Das ist einmal: wie
geht es mit mir morgen weiter? Das ist das Thema Ausbildung und Bildung generell.
Das ist aber auch das Thema Gerechtigkeit, Solidarität - über den Tellerrand hinausschauen
und zu gucken, was läuft nicht nur hier in Deutschland schlecht, sondern auch, wie
können wir von hier aus Strukturen verbessern, um Themen wie Armut oder Bildungsungerechtigkeit
zu beseitigen.
Bei Ihnen sind ja 15 Jugendverbände mit etwa 650 000 Kindern
und Jugendlichen zusammengeschlossen. Damit sind Sie einer der größten Jugendverbände
in Deutschland. Worin sieht der BDKJ seine Aufgabe?
Also gerade wenn es
um das Thema Partizipation geht, Jugendbeteiligung – was der Internationale Tag der
Jugend in diesem Jahr auch vermitteln will – da geht es darum, Kindern und Jugendlichen
eine Stimme zu geben, eine Stimme in Politik, in der Kirche und auch in der Gesellschaft.
Wir wollen, dass Jugendliche nicht nur Teil-Betroffene sind von Kinderarmut zum Beispiel,
von Ausbildungsplatzmangel und von anderen Problemen. Jugendliche sind nicht nur ein
Teil eines Problems, sondern sie sind vor allem auch Teil der Lösung. Deswegen sagen
wir: Wir müssen Kinder und Jugendliche viel mehr an Entscheidungsprozessen beteiligen
– in der Kirche, vor allen Dingen aber auch in Politik und Gesellschaft. Und das ist
ein zentraler Punkt, wo der BDKJ Jugendliche motivieren will, sich zu engagieren.
Wir qualifizieren junge Menschen, sich einzubringen in diese Diskussion. Gleichzeitig
fordern wir aber auch von Politikerinnen und Politikern und anderen Partnern, dass
wir ernst genommen und gehört werden. Und das ist die Chance beim Internationalen
Tag der Jugend, der Stimme der Jugend noch mehr Gewicht und Gehört zu verleihen.
Sie
sind ja ein katholischer Jugendverband. Welche Rolle hat da der Glaube, das Katholischsein,
in dem Ganzen?
Eine große Rolle. Denn unsere Motivation, uns politisch und
für diese Welt zu engagieren, kommt aus dem Evangelium, kommt aus dem Glauben an Jesus
Christ. Und wer Christ ist, hat einen Auftrag, sich für eine gerechtere Welt zu engagieren,
in der jeder und jede gut leben kann. Von daher ist das unsere Motivation, ist das
unsere zentrale Ausrichtung, warum wir uns für reine bessere Welt engagieren.
Wo
sind Ihrer Meinung nach im Moment die heißen Punkte, wo Engagement wirklich notwendig
ist?
Das ist in Deutschland zum einen das Thema Kinderarmut. Denn ich glaube,
in einem hoch entwickelten Staat wie Deutschland über Kinderarmut zu sprechen, ist
ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft. Ich glaube, da muss Politik, da muss Wirtschaft,
da müssen mehrere Partner zusammen mehr dafür tun, dass Kinder und Jugendliche hier
nicht in Armut fallen. Das zweite ist das Thema Bildung. Denn nirgendwo
ist dieser Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildung so groß wie in Deutschland.
Das heißt, wir müssen diesen Zusammenhang aufbrechen und müssen die ungerechten Strukturen
durch neue Bildungsreformen so gestalten, dass Kinder und Jugendliche nach ihren Talenten
gefördert werden und nicht nach dem Geldbeutel ihres Vaters. Das dritte
Thema,, das uns wichtig ist, ist das Thema Ausbildung. Denn immer noch gibt es eine
Menge Jugendliche in Deutschland, die keine Ausbildung haben, und da spreche ich nicht
nur von hochqualifizierten Menschen, sondern von benachteiligten jungen Menschen.
Und auch die müssen wir in den Blick nehmen. Die brauchen eine Chance, damit diese
Gesellschaft morgen eine Zukunft hat.