5.000 Menschen, darunter
über 100 Würdenträger aus Politik, Kirchen und Weltreligionen, haben heute an der
Beisetzung des Pariser Kardinals Jean-Marie Lustiger teilgenommen. In einer Beleidsbotschaft
an Kardinal Paul Poupard hob Papst Benedikt XVI. den Einsatz Lustigers für die Jugend,
die Verkündigung des Evangeliums und eine vertiefte Bildung von Priestern und Laien
hervor. Auch der Kölner Kardinal Joachim Meisner nahm an der Trauerfeier in der voll
besetzten Kathedrale Notre Dame de Paris teil. Meisner hatte vor wenigen Tagen den
verstorbenen Pariser Erzbischof in einer bewegenden Rede gewürdigt, in der er sich
an seine letzte Begegnung mit Lustiger erinnerte - das war anlässlich des Besuches
von Papst Benedikt XVI. im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz im Mai 2006. "Der
Papst ging mit seiner Delegation, mit raschem Schritt, und Kardinal Lustiger ging
schleppenden Schrittes hinter der Delegation her. Ich schaute mich um, sah ihn und
blieb deswegen stehen und bot ihm an, dass ich ihn stützen und begleiten möchte, wenn
er es wollte. Während wir schweigend nebeneinander durch diese Stätte des Grauens
gingen, erinnerte ich mich plötzlich, dass ja die Mutter von Kardinal Lustiger hier
vor Ort ihr Leben lassen musste und ich als Deutscher wohl nicht der richtige Begleiter
des jüdischen Kardinals war, sodass ich ihm verschämt die Frage stellte: "Ist dir
das eigentlich lieb, dass ich als Deutscher dich hier begleite?" Er blieb stehen,
schaute mich lange an und sagte: "Ganz im Gegenteil, du bist doch mein Bruder!" Das
hatte mich sehr tief beeindruckt, so dass mir die Tränen kamen und ich still neben
ihm den übrigen Weg weinte." Kardinal Lustiger, der aus einer jüdisch-polnischen
Familie stammte und im Alter von 14 Jahren konvertierte, ist am Sonntag im Alter
von 80 Jahren nach langer Krankheit in Paris gestorben. Er leitete die Erzdiözese
Paris von 1981 bis 2005. (rv 10.08.2007 ms)