D: Althaus gegen fundamentalistische Bibelauslegung
Seit einiger Zeit
wird – von Amerika kommend – die Evolutionslehre Darwins zunehmend in Frage gestellt.
Radikale Vertreter fordern, in den Schulen alternativ die biblische Schöpfungsvorstellung
zu lehren. Jetzt sind auch in Deutschland entsprechende Forderungen laut geworden.
Stefan Kempis sprach mit dem thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus
(CDU); dieser hält den wortwörtlichen Glauben an den biblischen Schöpfungsbericht
und auch das so genannte Intelligent Design für biblischen Fundamentalismus. Braucht
Deutschland eine Debatte oder einen Kampf zwischen Evolutionsanhängern und Christen,
die die Schöpfungslehre besonders betonen?
„Die Debatte wird geführt, und
in der Debatte muss deutlich werden, dass die wissenschaftliche Erkenntnis nicht gegen
den Glauben und Glaube nicht gegen wissenschaftliche Erkenntnisse stehen. Das muss
von beiden Seiten – im Dialog – deutlich werden.“
Ist so etwas aber nicht
am Thema „Evolution und Schöpfung“ schwer zu vermitteln, weil da die christliche Position
schwer zu erklären ist?
„Das ist sicher wichtig, dass hier eine Fachdebatte
auch zwischen denen stattfindet, die ihre Position besonders klar und deutlich formulieren
können. Ich finde Johannes Paul II. hat das ja schon seiner Zeit sehr deutlich gemacht,
dass Evolutionstheorie und christlicher Glaube keine Gegensätze darstellen müssen.
Heute muss die Debatte deshalb immer einmal wieder fachlich fundiert stattfinden,
damit nicht der Vorwurf an Glaubende geht, sie würden wissenschaftliche Erkenntnisse
ignorieren. Umgekehrt geht der Vorwurf an eine aufgeklärte Wissenschaft, dass sie
den Glauben ignorieren. Das geschieht natürlich durch den Kreationismus und auch durch
‚Intelligent Design’, neue Entwicklungsformen von nicht wenigen vertreten werden,
die natürlich eine solche Kontroverse mit sich bringen.“
Die hessische
Kultusministerin Wolf schlägt vor, die christliche Schöpfungslehre in den Biologieunterricht
mit aufzunehmen. Ist das der richtige Weg oder gehörte sie weiter in den Religionsunterricht,
dort aber gut vermittelt?
„Auf jeden Fall gehört die Schöpfungsgeschichte
in den Religionsunterricht. Genauso wie die biologische Wissenschaft im Biologieunterricht
vermittelt wird, muss in jedem Fach das authentisch ihm Eigene vermittelt werden.
Die Kultur des Glaubens und die Kultur der Vernunft oder der Naturwissenschaft sind
zwei vollkommen unterschiedliche Bereiche, die man auch nicht durch eine Vernetzung
der beiden Fächer miteinander verbinden darf. Außerdem würde es auch daran scheitern,
dass letztlich der Biologieunterricht, wie alle anderen Naturwissenschaftsunterrichte
auch, von Fachlehrerinnen und Fachlehrern unterrichtet wird, die dafür ihre konkrete
Ausbildung haben. Der Religionsunterricht wiederum wird von Fachlehrern unterrichtet,
die durch ihre besondere Beauftragung der Kirche auch einen entsprechenden Auftrag
haben.“
Sie sind selber gleichzeitig von Haus aus Physiker und profilierter
Katholik, unter anderem ZDK-Mitglied. Widerstreiten da in Sachen Evolution und Schöpfung
sozusagen zwei Seelen in ihrer Brust?
Nein, überhaupt nicht. Ich habe selbst
in der Theoretischen Physik mein Diplom geschrieben. Ich weiß wissenschaftliche Erkenntnisse
zu schätzen wie auch anzuwenden. Ich bin auch dankbar, dass der Erkenntnisfortschritt
immer weiter geht, das ist auch für die Religion von großer Bedeutung, weil damit
Fehldeutungen beseitigt werden. Ich teile auf der anderen Seite als Katholik nicht
die Auffassung der vielen, die sich der Kreationisten- oder den Intelligent-Design-Theorien
anschließen. Für mich ist das eher ein biblischer Fundamentalismus, der hier gelebt
wird. Ich halte es da eher mit Teilhard de Chardin, der formuliert hat, ‚Gott macht,
dass die Dinge sich machen’. Da kann man Wissenschaft, die Physik zum Beispiel und
den Glauben, sehr gut miteinander verbinden.“ (rv 02.08.2007 mc)