Kolumbien: Justiz soll weniger rigoros gegen Paramilitärs vorgehen
Für ein weniger rigoroses Vorgehen der Justiz gegen die Paramilitärs hat der Vorsitzende
der Kolumbianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Luis Augusto Castro Quiroga von
Tunja, plädiert. Mit einer „Justiz des Übergangs“ meine er nicht völlige Straffreiheit
für Mitglieder der Paramilitärs, Ein moderateres Handeln der Justiz könnte jedoch
die Gefahren für den Friedensprozess im Land verringern. Zudem sollten seiner Meinung
nach die Verbrechen der linken Guerilleros und der rechten Paramilitärs nicht auf
eine Stufe gestellt werden. Mit dieser Bewertung hat der Erzbischof inzwischen erste
heftige Kritik und Diskussionen in Kolumbien ausgelöst.
Vorwürfe, dass Kirchenvertreter
Verbindungen sowohl zu den Guerilla-Organisationen als auch zu den Paramilitärs unterhielten,
wies Castro Quiroga zurück. Bischöfe wie etwa Julio Cesar Vidal Ortiz von Monteria
setzten sich mit allen Kräften für den Frieden ein. Distanzierte Kritik ohne Kenntnis
der konkreten Umstände sei unzulässig, betonte Castro. Statt Kritik zu üben, sollten
die langsamen Fortschritte im Friedensprozess anerkannt werden. Er überlasse es den
Menschen in den jeweiligen Bistümern, die Dialog- und Vermittlungsbemühungen ihrer
Bischöfe und Kirchenmitarbeiter zu beurteilen.
Zu den jüngst erhobenen Vorwürfen
gegen den 2002 ermordeten Erzbischof Isaias Duarte Cancino von Cali wollte sich Castro
Quiroga in dem Interview angesichts der laufenden Untersuchungen nicht äußern. Duarte
Canciono war Ende Juli bezichtigt worden, hinter den Kulissen ein führender Kopf der
Paramilitärs gewesen zu sein. Solche Verdächtigungen entbehrten jeder Grundlage, hatte
die Kolumbianische Bischofskonferenz diese Vorwürfe umgehend zurückgewiesen. Auch
Ex-Innenminister Horacio Serpa Uribe, der mehrfach mit dem Erzbischof an Geheimverhandlungen
teilgenommen hatte, nannte diese Anschuldigungen haltlos. (kna 04.08.2007 mc)