Der neue Warschauer Erzbischof Kazimierz Nycz hat sich dafür ausgesprochen, den Zuträgern
des kommunistischen Sicherheitsapparats zu vergeben. Im Zug der so genannten „Lustration“,
also der „Säuberung“ der Vertrauten des kommunistischen Sicherheitsapparats, müsse
allen vergeben werden, die sich für schuldig bekennen. Im Gespräch mit der italienischen
Tageszeitung „Corriere della Sera“ sagte Nycz, junge Leute unter 35 hätten eine verzerrte
Vorstellung von der Epoche, in der sich die Kirche heroisch verhalten musste. Die
wirkliche Geschichte der katholischen Kirche im kommunistischen Polen sei durch Namen
wie die des Kardinal-Primas Stefan Wyszynski oder des Märtyrers Jerzy Popieluszko
und durch eine Geschichte der Verfolgung gekennzeichnet. Diese Geschichte müsse „immer
wieder erzählt werden“, betonte Nycz. Bestimmte polnische Medien erzeugten den Eindruck,
die „Lustration“ sei die wichtigste Sache. Er unterstütze weder jene, die die Archive
geschlossen halten wollen, noch jene, denen „nur an einer Abrechnung mit der Vergangenheit
liegt“, erläuterte der Erzbischof. Außerdem stellte Nycz klar, dass er trotz aller
Vorbehalte nicht der Meinung sei, dass „Radio Maryja“ eine Hürde für den Dialog in
Polen darstelle. Die Hörer dieses Senders seien vor allem ältere und kranke Menschen,
um deren Probleme sich „Radio Maryja“ in anerkennenswerter Weise kümmere. (kap 02.08.2007
sis)