Die Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift steht auf dem Prüfstand. Seit zwei Jahren
arbeitet eine Expertenkommission an der Durchsicht der Texte; soeben haben sich die
Mitglieder zu einer Tagung in Brixen getroffen, die heute zu Ende ging. Diözesanbischof
Wilhelm Egger, der Vorsitzende der Kommission für die Revision der Einheitsübersetzung,
versteht die Arbeit an der revidierten Einheitsübersetzung als „Dienst an der Verkündigung“.
Die Bischofskonferenzen des deutschen Sprachraumes und der angrenzenden Diözesen
mit deutschsprachigen Gläubigen (Luxemburg, Lüttich, Straßburg, Vaduz, Bozen-Brixen)
hatten im Jahr 2005 die Herausgabe einer revidierten Fassung der Einheitsübersetzung
vereinbart. Die Leitung des Revisionsprojekts liegt bei einem Gremium aus Bischöfen
und renommierten Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz – unter dem
Vorsitz von Bischof Wilhelm Egger. „Die Überarbeitung beschränkt sich auf die Überprüfung
der Textgrundlage des Originals sowie auf die Revision der deutschen Übersetzung,
bei der insbesondere falsche Übersetzungen korrigiert, Hinzufügungen eliminiert und
Auslassungen beseitigt werden“, so Bischof Egger in einem Interview für die beiden
diözesanen Kirchensender „Radio Grüne Welle“ und „Radio Sacra Famiglia“. Die Einheitsübersetzung
ist im Bereich der Katholischen Kirche der maßgebliche biblische Text für den Gottesdienst,
den Religionsunterricht und die Katechese. Als offizielle Übersetzung bietet sie der
kirchlichen Gemeinschaft einen gemeinsamen sprachlichen Bezugspunkt, eine gemeinsame
religiöse Sprache. Die Revisionsarbeit muss sich dabei mit einer Reihe von Erwartungen
auseinandersetzen: Der revidierte Text soll verantwortbar sein im innerkirchlichen,
ökumenischen, interreligiösen, interkulturellen Gespräch. „Die revidierte Einheitsübersetzung
wird die offizielle Ausgabe der Heiligen Schrift für die Katholische Kirche sein.
Als Übersetzung, die in der Liturgie verwendet wird, hat sie große Bedeutung für die
Förderung der Gebetssprache“, unterstreicht Bischof Egger und ergänzt: „Der Arbeitsauftrag
bei der Entstehung der Einheitsübersetzung lautete, eine text- und sinngetreue Wiedergabe
der Heiligen Schrift aus den Urtexten in das gehobene Gegenwartsdeutsch für den kirchlichen
Gebrauch in Liturgie und Schule zu schaffen. Dieser Charakter wird auch der revidierten
Fassung eigen sein.“ Damit wird die Kommission der Herausforderung gerecht, dass
es heute ein neues Verständnis für die typisch biblische Bildsprache gibt. So wurde
in den letzten Jahren von exegetischer und pastoraler Seite immer wieder der Wunsch
nach einer Revision angemeldet. Die fremde Welt und die Fremdheit der Bibel sind
zu wahren; in diesem Sinn soll der revidierte Text bibelnäher werden. „Die Lesenden
sind an die Bibel, an ihre Vorstellungen und ihre Welt heranzuführen, nicht umgekehrt“,
so Bischof Egger. (Radio Grüne Welle, 01.08.2007 gs)