Österreich: Frauen starten internationales Bibelprojekt
„Die Bibel und die
Frauen“: So lautet ein neues, von vier Wissenschaftlerinnen betreutes internationales
Forschungs-Großprojekt. Es ist eine „exegetisch-kulturgeschichtliche Enzyklopädie“,
„keine Bibel aus Frauensicht“, betonte gegenüber Radio Vatikan die Grazer Alttestamentlerin
Irmtraud Fischer, eine der Initiatorinnen. „Es geht darum, eine Wirkungsgeschichte
aufzuzeigen, weil wir immer deutlicher sehen, dass Frauen, die die Bibel auslegen,
wesentlich weniger rezipiert werden als Männer, die die Bibel auslegen. Daher ist
ein Forschungsbedarf da. Wir erwarten uns neues Material aus den Archiven und wir
hoffen, dass damit auch neue Forschung angestoßen wird.“ Die vier Frauen wollten
keine Kompensationsgeschichte schreiben, für jahrhundertelang unterdrückte Weiblichkeit,
sondern deutlich machen, dass Epochen anders dargestellt werden müssten, wenn man
weiß, dass nicht nur Männer die Bibel ausgelegt haben. Das Projekt biete drei Großthemen: „Biblische
Frauenfiguren, also literarische Figuren; das zweite sind genderrelevante Themen,
wie etwa rein und unrein, und das dritte wäre dann, Frauen legen die Bibel aus. Die
legen selbstverständlich nicht nur Frauentexte aus, sondern auch andere Texte. Hildegard
zum Beispiel legt den Jakobskampf aus; das ist nicht unbedingt ein Frauentext.“ Die
Frauen wollen nicht nur die Bibel auslegen beziehungsweise ihre Auslegung dokumentieren.
Ein Schwerpunkt der Edition ist die Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte der Texte bis
ins 21. Jahrhundert, kunstgeschichtlich, literarisch, gesellschaftlich. Ein Feld,
das im Kommen sei, so Fischer: „Wenn Sie in der Werbung heute eine Schlange
und ein nacktes Paar sehen, dann ist das, was dort transportiert wird, ja nicht die
Bibel selbst, sondern es ist meist die Wirkungsgeschichte, was aus diesen Texten gemacht
wurde, die kulturgeschichtlich viel bedeutsamer ist, als der Text selbst.“ Der
erste Band widmet sich der Tora, der zweite den Kirchenvätern. Das Forschungsprojekt
ist auf 15 Jahre angelegt. 21 Bände werden erscheinen - in vier Sprachen, in Englisch,
Spanisch, Italienisch und Deutsch. Federführend sind neben Irmtraud Fischer die spanische
Ordensfrau und Wissenschaftlerin Mercedes Navarro Puerto, die norwegische Bibelwissenschaftlerin
Jorunn Okland und die neapolitanische Theologin Adriana Valerio. (rv/kap 30.07.2007
bp)