Amnesty International wird Abtreibung in bestimmten Fällen zum Menschenrecht erklären.
Das hat die Organisation nun nach zweijähriger Beratung und gegen zunehmende internationale
Kritik entschieden. Der Entschluss wird offiziell am 11. August in Mexiko-City bekannt
gegeben. Frauen sollen nach Vergewaltigungen, Inzest und bei Lebensgefahr ein Recht
auf Abtreibung haben, so die Position von Amnesty International. Dafür will sich die
Menschenrechtsorganisation zukünftig in den 97 Ländern einsetzen, die einen Schwangerschaftsabbruch
auch in diesen Fällen verbieten. Die stellvertretende AI-Generalsekretärin Kate Gilmore
zeigte sich verärgert über Aussagen kirchlicher Einrichtungen. Einzelne Kirchensprecher
würden die Aussagen der Organisation "verdrehen" und nur selektierte Aspekte in der
Abtreibungsfrage in die Öffentlichkeit bringen. Dies gefährde den Einsatz für Menschenrechte.
Es stehe der Kirche zwar zu, moralische Haltungen zu vertreten, doch richte sich Amnestys
Einsatz für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen „an den Staat und nicht
gegen Gott“. Viele christliche Mitglieder haben sich nach der neuen Abtreibungspolitik
von Amnesty abgewandt. Einem Sprecher zufolge verzeichnete die Organisation aber auch
bewusste Eintritte nach den Äußerungen des päpstlichen "Friedensministers" Kardinal
Renato Raffaele Martino, der Amnesty wegen des Kurswechsels in der Abtreibungsfrage
heftig kritisiert hatte. (cna/rv 30.07.2007 jh/gs)