Auch Muslime können
frei ihre Religion wechseln. Das erklärte kürzlich der ägyptische Großmufti Ali Gomaa
in einer „fatwa“ (Rechtsgutachten) für die Webseiten der „Washington Post“ und „Newsweek“.
Die Äußerung des Großmuftis hat besonderes Gewicht, weil er zugleich der Vorsitzende
des Dar-al-Ifta ist, der seit 1875 bestehenden offiziellen ägyptischen Behörde, die
islamische Rechtsgutachten erstellt. Der Apostolische Nuntius in Ägypten, Erzbischof
Michael Fitzgerald, zeigt sich erfreut über dieses Gutachten.
„Normalerweise
steht die Apostasie – also der Abstand vom Islam durch einen förmlichen Akt – unter
Strafe. Es gab aber interessanterweise diese Stellungnahme vom Mufti und er sagt,
dass es Fälle von Apostasie gibt, bei denen der Islam oder die islamische Gemeinschaft
nicht angegriffen wird und daher soll nicht ein weltliches Gericht sondern einzig
Gott über diese Menschen richten. Vielleicht ist dies ein Zeichen dafür, dass der
Islam eine neue Richtung einschlägt.“
Die Grundlage für die Aussagen des
ägyptischen Großmuftis ist der Koran, so Nuntius Fitzgerald.
„Der Mufti
zitiert bekannte Stellen aus dem Koran: ‚Euch gehört eure Religion, mir gehört meine
Religion’. Und dann gibt es eine weitere Koran-Stelle: ‚Religion kennt keinen Zwang’.
Wir wissen aber auch, dass diese Zitate in der muslimischen Gemeinschaft nicht unbedingt
angewendet werden.“
Einige arabische Medien berichten, dass der Großmufti
seine Aussagen mittlerweile widerrufen habe. Der Brite Fitzgerald, ein Ordensmann
der „Weißen Väter“, war seit 1987 Sekretär des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen
Dialog und seit Oktober 2002 dessen Präsident. Davor leitete er 1972 bis 1978 das
päpstliche Institut für Islam-Studien PISAI in Rom. Seit Februar 2006 vertritt Fitzgerald
den Heiligen Stuhl in Ägypten und bei der Liga der Arabischen Staaten. (rv 28.07.2007
mg)