Die Bischöfe des südlichen
Afrika sehen Simbabwe derzeit mit der schlimmsten politischen und wirtschaftlichen
Krise in der Geschichte des Landes konfrontiert. Die Bevölkerung leide, heißt es in
einem Hirtenbrief der gemeinsamen Bischofskonferenz von Südafrika, Botswana und Swasiland.
Die Oberhirten forderten die internationale Gemeinschaft abermals auf, die Probleme
endlich anzugehen und Lösungsvorschläge zu machen. Simbabwe hat keine Kraft mehr,
erklärt Monika Krüger von der Evangelischen Gemeinde in Harare. Sie lebt seit über
20 Jahren in Simbabwe:
„So schlecht ging es dem Land noch nie – das ist
eine Tatsache. Die Versorgungslage ist sehr kritisch. Wenn man nicht selbst eine Farm
hat, dann kann man sich nicht versorgen. Es gibt in den Läden nur ganz wenig zu kaufen,
Fleisch ist beispielsweise ganz aus den Läden verschwunden. Auch die Hauptnahrungsmittel
kann man derzeit nicht erwerben. Wenn man keine Vorratshaltung hat, dann hat man nichts
zu essen. Man fährt jeden Tag herum, und sucht im Laden, ob man noch Milch oder ein
Brot bekommt. Wir haben Hühner im Garten – da wird ab uns zu eins geschlachtet – so
schlagen wir uns im Moment durch.“
Der Erzbischof von
Bulawayo, Pius Ncube, mahnte bereits vor Wochen, dass es bald keine Lebensmittel mehr
gibt, wenn die aktuelle Preispolitik anhält. Die Inflationsrate in Simbabwe liegt
offiziell bei 4500 Prozent im Jahr; inoffiziell sei sie jedoch doppelt so hoch. Preisschilder
im Supermarkt würden im Schnitt viermal pro Tag ausgetauscht. Der Präsident, Robert
Mugabe, hat heute bei einer Parlamentssitzung bekannt gegeben, dass er an den strikten
Preiskontrollen festhalten wird. Hersteller und Importeure werden zu Preisnachlässen
gezwungen, was zur Folge hat, dass viele Fabriken ihre Produktion einstellen müssen.
Der Erzbischof Pius Ncube gilt als Hauptkritiker des Regimes. Mugabe wirft dem Erzbischof
jedoch vor, ein Verhältnis mit seiner Sekretärin zu haben. Monika Krüger sieht in
den Anschuldigungen einen strategischen Zug des Präsidenten: „Pius
Ncube war der einzige, der wirklich der Welt gesagt hat, was hier passiert. In der
Außenwirkung war er bestimmt der wichtigste Mann, und den hat er jetzt gezielt mundtot
gemacht mit der Propaganda und den Sexskandalen. Das ist im Radio bei einer Beerdigung
eines Generals übertragen worden. Er hat diese Beerdigung benutzt, um Pius Ncube lächerlich
zu machen. Er hat die ganze Geschichte erzählt und ihn absichtlich in den Dreck gezogen.
Das Problem ist: Das Volk hat keine Kraft mehr. Sie ziehen den Kopf ein und versuchen
zu überleben – von Tag zu Tag.“ (rv 25.07.2007 sis)