2007-07-25 14:26:24

Papst: "Welt ohne Gott gleitet in Egoismus ab"


RealAudioMP3 Konzil, Mission, Jugendpastoral, wiederverheiratet Geschiedene - auf viele heiße Themen hat Papst Benedikt XVI. gestern Antwort gegeben. In der Kirche von Auronzo di Cadore in der Nähe seines norditalienischen Urlaubsortes stellte sich der Papst den Fragen von Priestern. Das vatikanische Staatssekretariat hat den Text des Gesprächs heute Mittag veröffentlicht.

Das Frage-Antwort-Spiel, das vor zwei Jahren, kurz nach Benedikts Wahl, bei seinem Urlaub im Aosta-Tal begonnen hatte, ist mittlerweile zu einer Tradition geworden. Auch diesmal ging es bei dem Gespräch um Praktisches, Konkretes. Wie kann man denn heute noch die Gewissen junger Menschen formen, wollte ein Priester wissen - Benedikt riet, von allgemein akzeptierten Imperativen, zum Beispiel dem Umweltschutz, auszugehen. "Gehen wir gemeinsam die offensichtlichen Wege, die heute auch ein Laien-Gewissen leicht sehen kann, und versuchen wir von da aus zu den schwierigeren Stimmen hinüberzuführen, zur wahren Stimme des Gewissens." Benedikt XVI. eindringlich: "Eine Welt ohne Gott wird unausweichlich zu einem Ort der Beliebigkeit und des Egoismus." Auf eine weitere Frage hin riet er den Priestern, sich bei ihren Aufgaben nicht zu verzetteln, sondern das Wesentliche im Blick zu behalten. "Die drei Imperative sind: beten, heilen, verkündigen. Ich glaube, wir müssen die Balance zwischen diesen drei Imperativen finden und sie immer als Herzstück unserer Arbeit vor Augen haben." Verkündigung bedeute übrigens nicht, "die ferne Utopie einer besseren Welt" anzusteuern, sondern das "Reich Gottes auszurufen, das Gott selbst ist und das uns in Christus ganz nahe gekommen ist."
Weiteres Thema: der Dialog mit anderen Religionen und Kulturen. "Es gibt keine einheitliche Welt mehr. Vor allem in unserem Westen sind alle anderen Kontinente präsent: die anderen Religionen, die anderen Lebensweisen. Die ständige Begegnung, die wir leben, macht unsere Lage ähnlich der der antiken Kirche - damals waren die Christen eine winzige Minderheit..., umgeben von ganz unterschiedlichen Religionen und Lebensbedingungen." Der erste Petrusbrief habe in dieser Lage, die der heutigen ähnelt, geraten: "Seid immer bereit, Zeugnis abzulegen von der Hoffnung, die in euch ist."
"Im Dialog mit Moslems" - so Papst Benedikt - "kann man nicht sofort zu den großen Glaubensgeheimnissen kommen... Die Moslems haben eine bestimmte Vorstellung von Christus und eine Liebe zu Maria. Es gibt also gemeinsame Elemente auch im Glauben, die Ausgangspunkte für den Dialog sind. Eine praktische, machbare und auch nötige Sache ist es vor allem, eine grundlegende Übereinstimmung über die zu lebenden Werte zu finden."
Auf die Fragen nach der Seelsorge für gefährdete Jugendliche und für wiederverheiratete Geschiedene fand Papst Benedikt XVI., so unterschiedlich auch die Ausgangslage war, doch eine fast gleichlautende Antwort: "Wir müssen allgemein, in unserer Generation, in unserer Kultur, den Wert des Leidens wiederentdecken. Lernen, dass das Leiden auch eine sehr positive Realität sein kann, die uns hilft, zu reifen, noch mehr wir selbst zu werden. Die uns dem Herrn näherbringt, der für uns gelitten hat und leidet."
Ansonsten: ein Aufruf des Papstes zur Freude am Christsein. "Die Kirche ist jung", rief er wie bei seiner Amtseinführung vom April 2005, und Beifall gab es für seine Worte: "Seien wir mit Freude Katholiken!" Nicht alles sei nach dem Konzil in der Kirche falsch gelaufen: "Mir scheint es sehr wichtig, dass wir heute mit offenen Augen sehen, was nach dem Konzil auch an Positivem gewachsen ist: Liturgische Erneuerung, Synoden, Pfarrei-Strukturen, Zusammenarbeit, neue Verantwortung der Laien, neu geteilte, interkulturelle und interkontinentale Verantwortung, neue Erfahrung der Katholizität der Kirche... Als ich nach Brasilien fuhr, wusste ich, wie stark die Sekten wachsen und wie gelähmt die Kirche dort wirkt; aber als ich erstmal dort war, sah ich, dass fast täglich in Brasilien eine neue religiöse Gemeinschaft, eine neue Bewegung entsteht, es wachsen nicht nur die Sekten. Die Kirche wächst in neuen Realitäten, die voller Vitalität sind."
(rv 25.07.2007 sk)








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