2007-07-25 15:19:12

D: Neue Hoffnung für Mädchen in Indien?


RealAudioMP3 Die neue indische Staatspräsidentin Pratibha Patil ist heute in einer feierlichen Zeremonie in der Hauptstadt Neu Delhi vereidigt worden. Mit der 72-Jährigen Juristin übernimmt erstmals eine Frau das höchste Staatsamt in Indien. Dies könnte als deutliches Zeichen der Gleichberechtigung gedeutet werden – die Realität in Indien scheint jedoch anders auszusehen. Regierungsangaben zu Folge sind 10.000 Mädchen in den vergangenen Jahren von ihren Eltern ermordet worden.
Unsere Kollegen vom Domradio in Köln haben mit der Länderreferentin des katholischen Hilfswerks Misereor gesprochen, Benazir Lobo-Bader. Sie stammt selbst aus Indien. Auf die Zahlen der Regierung ist kein Verlass, so Lobo-Bader:
„Die Dunkelziffer ist viel höher. Laut „Indian medical association“ – das ist eine Organisation, die das genauer untersucht hat – werden jährlich etwa fünf Millionen weibliche Föten abgetrieben. Es gibt viele Gründe dafür: Die liegen unter anderem in den traditionellen sozioökonomischen Strukturen in Indien, zum Beispiel dass Söhne auch nach der Hochzeit in den Familien bleiben und den Familiennamen weiter tragen. Aus diesem Grund werden sie oft bevorzugt, im Gegensatz zu den Mädchen. Es gibt ein Sprichwort in Indien: ‚Ein Mädchen groß zu ziehen ist, wie den Garten des Nachbars zu gießen.’ Das heißt, es wird sehr wenig in sie investiert, weil sie nach der Hochzeit zu der Familie des Mannes gehören.“
Die neue Präsidentin Patil bisher Gouverneurin des Bundesstaates Rajasthan, ist sehr umstritten. Ihr werden Unregelmäßigkeiten vorgeworfen. Benazir Lobo-Bader dazu:
“Es gibt Gerüchte, dass sie eine Bank gegründet hat, um Kredite für arme Frauen zu vergeben. Aber ob es tatsächlich so war, dass die Kredite eher an ihre Verwandten vergeben wurden oder ob es sich um Missmanagement handelt, das bleibt unklar. Es gibt außerdem Korruptionsvorwürfe – die sind momentan sehr schwer einzuschätzen. Nichtsdestotrotz hoffen wir, dass die Zivilbevölkerung in Indien weiterhin Druck auf die Politiker ausübt: Indien hat laut UNO die meisten Gesetze zum Schutz der Frauen und Mädchen, aber sie werden nicht umgesetzt. Misereor hofft weiterhin, dass das Thema „Geschlechtergerechtigkeit“ gefördert wird.“

 
(rv 25.07.2007 sis)
 







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