Nach dem Tod einer
deutschen Geisel in Afghanistan wird in Deutschland erneut diskutiert, ob Deutsche
dem krisengeschüttelten Land überhaupt noch helfen können und sollen. Dabei werden
Erinnerungen wach an die Debatte Anfang des Jahres, als ein Mitarbeiter der Deutschen
Welthungerhilfe getötet wurde. Die Sprecherin des Verbands, Marion Aberle, versicherte
jetzt dem Kölner Domradio gegenüber: "Wir wollen dem Land auch weiterhin helfen." "Wir
haben uns damals intensiv Gedanken gemacht, wie wir in Afghanistan weiter arbeiten,
und haben auch unseren Mitarbeitern angeboten, dass sie das Land verlassen können,
dass ihnen auch Vorrang eingeräumt wird bei anderen Tätigkeiten in Bonn oder anderswo
in der Welt. Vier Mitarbeiter haben gesagt: Ja, ich möchte Afghanistan verlassen -
aber die meisten wollten bleiben, sie wollen weiter helfen und die Afghanen jetzt
nicht einfach im Stich lassen... Zunächst einmal versuchen wir, soviel wie möglich
von den einzelnen Büros aus zu steuern; unsere Projekte sind ja im Norden und Osten
Afghanistans, die Büros in vergleichsweise sicheren Orten. Aber ganz ohne Fahrten
über Land kommen wir natürlich auch nicht aus..." Die afghanische Botschafterin
in Deutschland, Maliha Zulfacar, appelliert an die Bundesregierung, trotz der verschärften
Sicherheitslage die Bundeswehr nicht aus Afghanistan abzuziehen. "Deutschland leistet
mit seinem Engagement einen wichtigen Beitrag nicht nur zur Stabilisierung Afghanistans,
sondern der gesamten Region", sagte Zulfacar der "Berliner Zeitung". Das deutsche
Engagement habe im Norden des Landes sichtbare Erfolge gebracht. Diese Erfolge aber
wären bei einem Rückzug gefährdet. Insgesamt seien mit Blick auf die Stabilisierung
des Landes mehr Geduld und Realismus nötig. "Die Erwartungen, die die Afghanen und
auch die internationale Gemeinschaft anfangs an die Entwicklung knüpften, waren einfach
zu hoch." (domradio/rv 23.07.2007 sk)