Bei den Parlamentswahlen
von heute rechnen Beobachter allgemein mit einem Sieg der islamisch-konservativen
Partei AKP von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Unklar ist aber, ob die Partei
die absolute Mehrheit der Abgeordnetensitze erringen wird. Am Urnengang können über
42 Millionen Wahlberechtigte teilnehmen. Zweitstärkste Partei wird den Prognosen zufolge
die "Republikanische Volkspartei", die den Prinzipien von Staatsgründer Kemal Atatürk
folgend für eine strikte Trennung von Religion und Staat eintritt. Die Christen
in der Türkei hoffen überwiegend auf eine Fortsetzung der bisherigen Regierung Erdogan.
Das sagte Jan Schenkyr von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Istanbul jetzt in einem
Interview mit dem Kölner Domradio. Wörtlich meinte Schenkyr: "Die Christen sehen in
der AKP das kleinere Übel." Sie fühlten sich von der AKP besser behandelt als von
früheren Regierungen, weil sie den Nationalismus der Opposition fürchten und weil
sie wie die AKP für den EU-Beitritt ihres Landes eintreten. "Wir Armenier ziehen die
AKP der oppositionellen CHP vor", sagte kürzlich auch Patriarch Mesrob II., das Oberhaupt
der armenisch-orthodoxen Kirche in der Türkei, in ungewohnter Offenheit dem Hamburger
Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Die AKP ist im Umgang mit Minderheiten geradliniger
und weniger nationalistisch. Die Regierung Erdogan hat ein offenes Ohr für uns." Mit
rund 80.000 sind die Armenier die größte christliche Minderheit in der Türkei. Gefolgt
werden sie von den syrisch-orthodoxen und syrisch-katholischen Christen, die zusammen
etwa 25.000 Gläubige zählen. (rv/domradio 22.07.2007 sk)