Nach dem vorläufigen
Scheitern einer UNO-Resolution ist eine schnelle Lösung des Kosovo-Konflikts nicht
in Sicht. Die EU kündigte gestern an, ohne ein Einlenken Russlands die Entscheidung
über das weitere Vorgehen der aus sechs Ländern bestehenden Kosovo-Kontaktgruppe zu
übertragen. Das könne innerhalb weniger Tage geschehen, sagte der EU-Außenbeauftragte
Javier Solana in Brüssel. Serbiens Ministerpräsident Vojislav Kostunica bekräftigte
bei einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel das Nein zur Unabhängigkeit der
überwiegend von Albanern bewohnten Provinz, die den Serben aus historischen Gründen
als nationales Heiligtum gilt. In Kosovo ist die Stimmung – trotz des vorläufigen
Stopps – ruhig, sagt Michael Feit, Mitarbeiter bei Caritas Luxemburg. Er ist im Augenblick
dort:
„Die Menschen hier vor Ort haben ehrlich gesagt ganz andere Probleme
oder anders gesagt „positive“ Probleme. Im Moment ist hier Ferienzeit. Ferien bedeutet
hier, dass die Leute, die im Ausland leben und dort arbeiten, zurückkommen, um mit
ihren Familienangehörigen ihren Urlaub zu verbringen. Das beschäftigt die Menschen
hier und das prägt auch das Stadt- und Landbild. Die Religion ist leider – wie die
Politiker auch – im Urlaub. Es ist im Moment schwierig, Vertreter der drei Religionsgemeinschaften
– der Katholiken, der Orthodoxen und des Islams – an einem Tisch zu bekommen.“
Nach
dem vorläufigen Scheitern der Gespräche könnten die Religionsgemeinschaften in Kosovo
eine Schlüsselrolle übernehmen. Dazu meint Kosovo-Experte Feit:
„Kommunikation
zwischen den drei Religionsgemeinschaften ist sehr schwierig. Ich denke aber, dass
die katholische Kirche eine wichtige Rolle spielen kann bei der Versöhnungsarbeit,
aber das geht natürlich nur, wenn die anderen mitmachen möchten. Die serbisch-orthodoxe
Kirche sieht nicht die Notwendigkeit, in einen Dialog mit dem Islam zu treten. Der
Islam – vor allem natürlich deren Vertreter – sieht sich nicht als Repräsentant der
albanischen Mehrheit, sondern der Muslime als solche, die eigentlich quer über verschiedene
Ethnien gehen. Die katholische Kirche wird in dieser Hinsicht mehr tun. Vielleicht
wird das nicht auf der Ebene der Bischöfe sein. Wahrscheinlich betrifft das die Ebene
der einzelnen Pfarreien oder auch durch ihre verschiedenen ´Armen´, sei es auf höherer
oder niedrigerer Ebene, wie wir das als Caritas versuchen. Wir machen das durch Friedensprojekte
und in dem Dialog mit Vertreter der anderen Gemeinschaften.“