Das Zusammenleben
von Christen und Moslems und Juden in Bosnien-Herzegowina ist auch zehn Jahre nach
dem Krieg nicht spannungsfrei. Die Gräueltaten zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen
sind noch lange nicht überwunden. Junge Menschen wandern ab, die wirtschaftliche Lage
ist nach wie vor beunruhigend. Bis gestern tagte die Bischofskonferenz in Banja Luka
und suchte nach Lösungen für die alten Probleme. Ungerechtigkeit gehört „immer noch
zum Alltag“, erklärt der Sekretär der Bischofskonferenz von Bosnien und Herzegowina,
Ivo Tomasevic: „Ich kann dazu nur sagen, dass die Situation in Bosnien-Herzegowina
auf Staatsebene noch nicht gelöst ist. Denn das Dayton-Friedensabkommen hat zwar den
Krieg beendet, aber keine Gerechtigkeit geschaffen. Im Gegenteil: Viele Ungerechtigkeiten
wurden zugelassen, beispielsweise durch die Zweiteilung, mit der viele Kriegsverbrechen
legalisiert wurden. Vor zwölf Jahren wurde kein gerechtes System auf Staatsebene eingeführt.
Die Bischöfe haben vor zwei Jahren konkrete Vorschläge gemacht, wie Bosnien-Herzegowina
neu organisiert werden kann, damit wirklich ein Staat entsteht, in dem alle drei Völker
und alle Bürger, die auf dem Gebiet Bosnien-Herzegowinas leben, die gleichen Rechte
haben.“
Der Menschenhandel auf dem Balkan stellt für
die Bischöfe eine große Herausforderung dar. Die Bischofskonferenz will sich in Zukunft
auf diesem Feld intensiv engagieren, versichert Tomasevic:
„Leider ist das
ein großes Problem, das auch in den Medien und vor allen Dingen in der Politik unterbelichtet
bleibt, obwohl viele Menschen in dieses Geschäft verwickelt sind. Die Bischöfe wollen
auch auf pastoraler Ebene etwas unternehmen, um konkrete Antworten geben zu können
und diesen Menschen zu helfen. Insbesondere Jugendliche und Frauen sind betroffen,
die kein zu Hause haben und aus diesem Grund die ersten Opfer von Drogen und anderen
Problemen werden.“
In Bosnien-Herzegowina kam es in
den 1990er Jahren zu den schwersten Kriegsverbrechen Europas seit dem Zweiten Weltkrieg.
Allein beim Massaker in Srebrenica wurden 8000 muslimische Bosnier ermordet. Auch
Vertreibungen und Massenvergewaltigungen gehörten zur Kriegsstrategie der Serben.
Seitdem bemühen sich Menschenrechtsaktivisten und Juristen, diese Verbrechen aufzuarbeiten,
um einen dauerhaften und stabilen Frieden im Land zu ermöglichen. (rv 16.07.2007
sis)