2007-07-16 15:26:04

Bosnien-Herzegowina: Leiden an "alten Problemen"


RealAudioMP3 Das Zusammenleben von Christen und Moslems und Juden in Bosnien-Herzegowina ist auch zehn Jahre nach dem Krieg nicht spannungsfrei. Die Gräueltaten zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen sind noch lange nicht überwunden. Junge Menschen wandern ab, die wirtschaftliche Lage ist nach wie vor beunruhigend. Bis gestern tagte die Bischofskonferenz in Banja Luka und suchte nach Lösungen für die alten Probleme. Ungerechtigkeit gehört „immer noch zum Alltag“, erklärt der Sekretär der Bischofskonferenz von Bosnien und Herzegowina, Ivo Tomasevic:
„Ich kann dazu nur sagen, dass die Situation in Bosnien-Herzegowina auf Staatsebene noch nicht gelöst ist. Denn das Dayton-Friedensabkommen hat zwar den Krieg beendet, aber keine Gerechtigkeit geschaffen. Im Gegenteil: Viele Ungerechtigkeiten wurden zugelassen, beispielsweise durch die Zweiteilung, mit der viele Kriegsverbrechen legalisiert wurden. Vor zwölf Jahren wurde kein gerechtes System auf Staatsebene eingeführt. Die Bischöfe haben vor zwei Jahren konkrete Vorschläge gemacht, wie Bosnien-Herzegowina neu organisiert werden kann, damit wirklich ein Staat entsteht, in dem alle drei Völker und alle Bürger, die auf dem Gebiet Bosnien-Herzegowinas leben, die gleichen Rechte haben.“

 
Der Menschenhandel auf dem Balkan stellt für die Bischöfe eine große Herausforderung dar. Die Bischofskonferenz will sich in Zukunft auf diesem Feld intensiv engagieren, versichert Tomasevic:

„Leider ist das ein großes Problem, das auch in den Medien und vor allen Dingen in der Politik unterbelichtet bleibt, obwohl viele Menschen in dieses Geschäft verwickelt sind. Die Bischöfe wollen auch auf pastoraler Ebene etwas unternehmen, um konkrete Antworten geben zu können und diesen Menschen zu helfen. Insbesondere Jugendliche und Frauen sind betroffen, die kein zu Hause haben und aus diesem Grund die ersten Opfer von Drogen und anderen Problemen werden.“

 
In Bosnien-Herzegowina kam es in den 1990er Jahren zu den schwersten Kriegsverbrechen Europas seit dem Zweiten Weltkrieg. Allein beim Massaker in Srebrenica wurden 8000 muslimische Bosnier ermordet. Auch Vertreibungen und Massenvergewaltigungen gehörten zur Kriegsstrategie der Serben. Seitdem bemühen sich Menschenrechtsaktivisten und Juristen, diese Verbrechen aufzuarbeiten, um einen dauerhaften und stabilen Frieden im Land zu ermöglichen.
(rv 16.07.2007 sis)








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