Nach der Wiederzulassung der alten Messe durch Papst Benedikt wird der Widerstand
gegen den vorkonziliaren Gottesdienst schrittweise abnehmen. Das glaubt der Sekretär
der päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei“, der luxemburgische Geistliche Camille Perl.
„Es wird sicher weiterhin bei denen, die ganz dagegen sind, Widerstand
bleiben, aber ich denke schon, dass man innerhalb von einem Jahr, zwei Jahren doch
eine Situation haben wir, in der sich das alles etwas einspielt, und dass die Ängste
derer, die jetzt ein großes Erdbeben befürchten, unbegründet sind.“
„Ecclesia
Dei“ ist 1988 an der Kurie mit dem Auftrag gegründet worden, Versöhnung mit den Anhängern
des schismatischen Erzbischofs Marcel Lefebvre zu suchen. Der Tonfall, mit dem manche
Verfechter der Tradition sich in der Vergangenheit zu Wort meldeten, war mitunter
sehr harsch. Camille Perl ist zuversichtlich, dass die Versöhnungsgeste in Form des
Motu proprio das Gesprächklima zwischen Heiligem Stuhl und Traditionalisten bessern
wird.
„Man sieht, dass der Heilige Vater die beiden Formen des römischen
Ritus anerkennt und sie nebeneinander leben lässt. Er gibt nicht einer den Vorrang
und sagt, die anderen gehören in eine Ecke, sondern es sind ordentliche und außerordentliche
Form - was keine moralische Qualifikation bedeutet - des einen römischen Ritus. Das
wird auf Dauer die Atmosphäre ändern, in der die der Tradition verbundenen Katholiken
bisher gelebt haben. Sie wurden eher als zweit- und drittklassig angesehen.“
Bisher
sind in der Kommission keine Reaktionen auf den päpstlichen Erlass von Seiten der
Pius-Bruderschaft eingelangt – jener Priestergruppe, die Lefebvre gegründet hatte.
In einer Pressemitteilung allerdings begrüßt der Generalobere, Bischof Bernard Fellay,
die allgemeine Wiederzulassung des alten Ritus.
"Gleichzeitig sagt Bischof
Fellay, das könnte jetzt eine neue Atmosphäre schaffen, in der man auch mit serenitas,
mit Ruhe und Gelassenheit, die anderen Fragen angehen könnte – die dogmatisch-theologischen
Fragen bleiben bestehen. Fellay legt also gleich den Finger auf das, was noch nicht
ist, was seiner Meinung nach gemacht werden müsste. Das ist nicht nur positiv."