2007-07-07 16:43:34

Wegbereiter des jüdisch-christlichen Dialogs
P. Marcel Dubois OP 87-jährig in Jerusalem gestorben
 


RealAudioMP3 Wir berichten oft aus Israel und Palästina – Irgendwie scheint es keine Lösung für die Konflikte zu geben, die seit Jahrzehnten die Menschen im Heiligen Land in Atem halten. Viele haben die Hoffnung aufgegeben und sich mit an den alltäglichen Kriegszustand gewöhnt.
Doch es gibt immer wieder Menschen, die an die Vision eines friedlichen Jerusalem glaubten – einer von Ihnen ist Marcel Dubois. Der französische Philosoph starb jetzt in Jerusalem. XZ stellt Ihnen diesen Wegbereiter des jüdisch-christlichen Dialogs vor…

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87 Jahre alt war Marcel Dubois, als er am 14. Juni in Jerusalem starb. Der Dominikanerpater sprach fließend Hebräisch und galt deswegen in den israelischen Medien als Experte für christliche Fragen. Für die israelische Gesellschaft war Dubois ein wichtige Persönlichkeit, die auf Versöhnung bedacht war, sagt Petra Heldt. Sie ist evangelische Pfarrerin und arbeitet als Wissenschaftlerin in Jerusalem. Der charismatische Pater gründete in den sechziger Jahren gemeinsam mit seinem Mitbruder Bruno Hussar hebräischsprachige Gemeinden….

„Dadurch kannte ihn auch jeder der! Auch mich zum Beispiel – ich bin evangelische Pfarrerin – hat er oft eingeladen, in diese hebräischsprachigen Gottesdienste zu kommen. Ich muss sagen, es war eine ökumenische Form der Gemeinschaft, die wir dort gepflegt haben. Wobei immer klar war, dass Pater Marcel erstens Franzose und zweitens Dominikaner war. Das hat er immer in allem deutlich gemacht.“

39 Jahre lang lehrte Dubois an der philosophischen Fakultät der hebräischen Universität von Jerusalem, seit 1980 stand er ihr als Dekan vor.

„Und sein Schwerpunkt, wie sollte es anders sein, war natürlich Thomas von Aquin, Er hat also 39 Jahre lang israelische Studenten mit Thomas von Aquin unterrichtet, und hat sie auch begeistert für den Aquinaten. Eigentlich hat er immer alles durch die Brille von Thomas von Aquin gesehen.“

Immer wieder rief er zur Versöhnung und Verständigung im Heiligen Land auf. Während des Israel-Besuchs von Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 sagte Dubois: „Falls die Menschen in Jerusalem lernen können, einander zu respektieren, dann wird das die
Grundlage für Frieden unter allen Völkern der Welt sein.“ Die biblische Vision eines Frieden für Jerusalem: Für Marcel Dubois keine Utopie…

„Er hat nicht aufgehört, über Jerusalem wunderbare Dinge zu sagen und zu schreiben; und er hat auch neue, feine Formen gefunden, dies zum Ausdruck zu bringen. Er sagt: ‚Eigentlich kann man Jerusalem nicht beschreiben’. Er redete von Jerusalem in der Doppelheit von Realität und Mysterium – in Jerusalem wohnt Gott. Und er meinte es auch wirklich in dieser Realität und dieser Form des Mysteriums.“

Für sein Bemühen um Toleranz zwischen den Religionen wurde Dubois 1989 mit der Ehrenbürgerschaft von Jerusalem ausgezeichnet, und er war der erste Christ, der 1996 mit dem „Israel-Preis“ geehrt wurde. Papst Johannes Paul II. berief ihn als Berater in ökumenischen Fragen und Beziehungen zum Judentum.

Vergangenes Jahr erschien ein Interviewband mit dem Titel „Nostalgie d’Israel – Sehnsucht nach Israel“. In ihm äußerte sich Dubois kritischer gegenüber der israelischen Regierung: Manchen stieß das Buch vor den Kopf. War es Altersverbitterung oder doch vielmehr ein realistischer Blick auf die Politik des israelischen Staates? Die Meinungen gehen hier auseinander.
Pfarrerin Heldt ist jedenfalls davon überzeugt, dass das Leben und sogar das Sterben von Dubois ein Zeichen der Versöhnung ist:

„Die Beerdigung oder das Entschlafen, das Heimtragen Pater Marcels in den Konvent in Beit Jamal in der Nähe von Jerusalem, das war ein Fest. Viele viele seiner Freunde , Studentinnen und alle die wir davon gewusst haben – es ging ganz schnell, denn er ist Donnerstag abend gestorben und Freitagabend um vier war die Beerdigung. Alle die wir es irgendwie gehört haben, sind dort hingegangen. Und es war eine große Gemeinschaft von Juden, Christen und Muslimen, die dort Abschied genommen haben. Es war eine der würdigsten, schönsten und wenn ich das mal so sagen darf fröhlichsten und elegantesten Beerdigungen, die ich je erlebt habe. So voll Freude und Schönheit. Dass Juden, Christen und Muslime gemeinsam ihn zu Grabe getragen – er war nicht in einem Sarg, sondern lag in einer Bahre – dass diese Bahre gemeinsam von Mitgliedern dieser drei Religionen getragen wurde, ist glaube ich ein Ausdruck, wie stark Marcel verbindend für uns alle hier gewesen ist. Er war ein großer Mann, auch von Gott großartig geliebter Mensch.“

(rv 05.07.2007 mc)








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