Morgen erscheint das
Motu Proprio, mit dem Papst Benedikt XVI. den Gebrauch der „alten“ römischen Liturgie
vor der Reform von 1970 neu regelt. Das hat der Vatikan heute bestätigt. Das Dokument,
das den Titel „Summorum Pontificum“ trägt, hatte bereits im Vorfeld lebhafte Debatten
und auch Sorgen ausgelöst. So trafen etwa beim päpstlichen Ökumenerat Anfragen mehrerer
jüdischer Organisationen ein, erklärt der deutsche Salesianerpater Norbert Hofmann,
der an der römischen Kurie für den Dialog mit den Juden zuständig ist.
„Im
Prinzip geht es darum, dass in der Liturgie am Karfreitag in der tridentinischen Messe
von 1962 zwar die ,perfiden Juden’ gestrichen worden sind, aber immer noch ein Gebet
zur Bekehrung der Juden zu finden ist, und auch von der ,obcaecatio’, der ,Blindheit’
der Juden, die in Finsternis wandeln, die Rede ist. Zudem wird kritisiert, dass die
alttestamentlichen Texte und Lesungen entsprechend der tridentinischen Messe auf ein
Minimum reduziert sind. Es wird befürchtet, dass die katholische Kirche ihre Einstellung
zum Judentum relativiert, die eigentlich in der Konzilserklärung Nostra Aetate niedergelegt
ist.“
Der Ökumenerat nehme die Sorgen der Juden bezüglich der alten Messe
ernst, erklärt Hofmann.
„Die Briefe, die uns von Juden erreicht haben,
sind alle sehr freundlich geschrieben, sie wollen sich informieren, beteuern aber
auch, dass das interne Angelegenheiten der katholischen Kirche sind, in die sie sich
nicht einmischen wollen. Und dann bekommen sie die entsprechende Antwort, dass die
,perfiden Juden’ schon 1962 von Papst Johannes XXIII. gestrichen wurden, und dass
unser Chef, Kardinal Walter Kasper, sich an die Verantwortlichen gewandt hat, an den
Präsidenten der Kommission Ecclesia Dei, und die Bedenken vorgetragen hat.“
Die
Beziehungen zwischen katholischer Kirche und dem Judentum haben sich mit und durch
das II. Vatikanische Konzil, namentlich das Dokument Nostra Aeteate, langsam, aber
stetig verbessert. Eine großzügige Zulassung der alten Gottesdienstordnung bedeute
nicht, alles Erreichte im Dialog mit dem Judentum aufs Spiel zu setzen, erklärt P.
Hofmann.
„Dass deswegen alles in Frage gestellt wird, das sehe ich nicht,
weil wir nach wie vor bereit sind zum Dialog und unsere Grundposition nicht ändern.
Der jüdisch-katholische Dialog ist sicher etwas ganz Sensibles. Wir haben in den letzten
42 Jahren viel erreicht, und ich würde schon sagen, dass er auf festen Füßen steht.“