Der Brief Benedikts
an die Chinesen – lange haben die Katholiken in China darauf gewartet. Gestern wurde
das Schreiben veröffentlicht. Erleichterung und Freude – so könnten die ersten Reaktionen
in China bezeichnet werden, erklärt der Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in
Shanghai, Pater Michael Bauer im Gespräch mit Silke Schmitt. Das schöne an diesem
Brief, so Michael Bauer,
„der Ausdruck der großen Liebe des Papstes zu
China. Dass man wirklich auch spürt, wie sehr ihm das chinesische Volk am Herzen liegt.
Aber auch sein großes Bemühen für die Einheit der Kirche. Und ich glaube, dass kann
dieser Brief auch erreichen: Ddass jetzt Fortschritte erzielt werden, die es ermöglichen,
die beiden Teile der Kirche tiefer zu vereinigen.“
Der Papst erlaubte den
Priestern der Untergrundkirche mit offiziellen Priestern zu konzelebrieren. Was bedeutet
diese Öffnung und wie haben Sie die bisherige Einschränkung erlebt? „Es
gab ja diese Acht-Punkte-Regelung aus dem Jahre 1988 von der Kongregation für die
Evangelisierung der Völker, die das eher verboten hatte. Aber an dieser Stelle ist
die Entwicklung weiter gegangen und ich glaube schon, das dass ein wesentlicher Fortschritt
des Schreibens darstellt, dass dies nun möglich ist und das vor allen Dingen die Unsicherheit
der Gläubigen, die meist zu beiden Teilen der Kirche gingen, aber sich nichts sicher
waren - dass das jetzt beseitig ist. Die Gläubigen haben nun die Sicherheit, dass
man bei Priestern, die vom Papst anerkannt sind, auch ohne Zweifel an den Sakramenten
teilnehmen kann und das ist ein großer Fortschritt. Ganz toll wäre natürlich, wenn
die Priester der unterschiedlichen beiden Teile gemeinsam konzelebrieren würden und
die Einheit am Tisch des Altares deutlich machten.“
Der Papst hat auch
unangenehme Seiten angesprochen – es sei nur auf die Einschränkung der Freiheit, der
Religionsfreiheit verwiesen, aber auch auf gesellschaftliche Verhaltensweisen, die
nicht akzeptabel seinen, so Benedikt. Hätten Sie sich da noch klarere Worte gewünscht?
„Also ich finde, der Ton des Papstes ist genau der richtige. Er hat das
in eine sehr gute Sprache gefasst und man muss auch die vielen Fortschritte beachten,
die in den letzten Jahren in China erzielt worden sind – zum Beispiel, dass ich in
China sein kann. Das ist ein Zeichen dafür, dass wir Schritte nach vorne gemacht haben
und das sieht auch der Papst. Ohne die Vergangenheit zu leugnen und zu vergessen,
was an unschönen Dingen passiert ist. Da halte ich diesen Ton für genau den Richtigen.“
Was
müsste denn in Zukunft noch passieren? Also dieser Brief als erster Schritt – was
würden Sie sich wünschen? Sie wohnen vor Ort – was ist ihr Anliegen für die Katholiken
in China?
„Ich würde es ganz toll finden, wenn dieser Brief dazu betragen
könnte, dass die Verhandlungen und der Dialog zwischen Rom und Peking weiter Fortschritte
machten, damit die Kirche wirklich mithelfen kann, in der chinesischen Gesellschaft
ein wichtiger Faktor zu sein – auch mitzuhelfen, eine harmonischere Gesellschaft zu
gestalten und ich glaube, das die Kirche da einen ganz großen Beitrag leisten kann.
Wenn nun ein Freiraum durch diesen Brief geschaffen würde, das wäre ein ganz wesentlicher
Meilenstein in der Geschichte der Kirche in China. Jetzt ist man vielleicht an einem
Punkt angelangt, wo man sagen kann: Wir wollen das kirchliche Leben wieder in die
Normalität führen. Dazu ist es ganz wichtig, dass wir die Kirche einigen und zum Anderen,
dass wir ein offizielles Agreement mit dem Staat finden oder zumindest in einen intensiven
Dialog eintreten. Und es scheint ja so, dass auf allen Seiten jetzt auch die Chance
dafür da ist und wir dürfen darauf hoffen und dafür beten, dass dieser Brief von Papst
Benedikt XVI. ein Startschuss ist für eine ganz neue Epoche ist in der Kirchengeschichte
Chinas.“ (30.06.2007 sis)