Bangladesch leidet
an ausufernder Korruption, Unordnung und politischer Gewalt. In jüngster Vergangenheit
macht Bangladesch wegen einer umstrittenen Parlamentswahl von sich reden, die im Januar
2007 hätte stattfinden sollen. Doch anfangs Jahr kam es zu so schweren Unruhen unter
Führung der oppositionellen Awami-Liga, dass Staatspräsident Iajuddin Ahmed den Ausnahmezustand
über das Land verhängen musste. Eine Übergangsregierung unter dem Ökonomen Fakhruddin
Ahmed hat die Amtsgeschäfte seither übernommen. Menschrechtsorganisationen schlagen
nun Alarm: Die Situation werde immer schlimmer. Das sagt auch Marit Moldorf, Sprecherin
des dänischen katholischen Hilfswerk „Cordaid“. „Ich bin seit über
einem Jahr in Bangladesch. Als ich dort hinkam, standen die Vorbereitungen auf die
Parlamentswahlen noch bevor. Es gab aber bereits erste Demonstrationen, Streiks und
es gab auch Tote bei den Auseinandersetzungen. Als dann die Übergangsregierung an
die Macht kam, haben sie zwar wieder Stabilität ins Land gebracht. Doch hat diese
Stabilität zwei Seiten einer selben Medaille: Einerseits hat die Übergangsregierung
Neuwahlen und die Korruptionsbekämpfung versprochen, doch andererseits verbietet sie
Demonstrationen. Dieses Verbot machte anfangs noch Sinn, doch mittlerweile führt das
zu einer negativen Entwicklung.“
Die Beziehungen zum Nachbarland Indien
sind ebenfalls belastet. Seit sechs Jahren baut Indien an einem mit Stacheldraht gesicherten
Grenzwall, welcher die 4000 Kilometer lange Grenze gegen illegale Migration aus Bangladesh
abriegeln soll. In Indien leben schätzungsweise 20 Millionen Bangladescher. „Es
gibt hier viele Leute, die keinen Zugang zu einem Gesundheitssystem haben. Die Mutter-
und Kindersterblichkeit ist extrem hoch. Es gibt eine weit verbreitete Angst in der
gesamten Region. Vor allem haben die Menschen Angst, sich kritisch zu äussern weil
sie das gefährlich finden.“