Die katholische Kirche in Indien begrüßt, dass zum ersten Mal in der Geschichte des
Landes eine Frau das Amt des Staatspräsidenten übernehmen wird. Die Wahl von Pratibha
Devi Singh Patil durch das nationale und regionale Parlamente gilt als sicher. Bischof
Valerian d`Souza von Poona gibt im Gespräch mit Radio Vatikan aber auch zu bedenken,
dass die Stellung der Frau in der indischen Gesellschaft nach wie vor eine zu niedrige
ist.
„Es kann sein, dass viele Frauen im Parlament sind, und es gibt jetzt
viele Frauen in der Industrie, in führenden Positionen. Aber die Frage ist, wie ist
es ganz unten, in den Dörfern, in den Familien aussieht. Dort ist die Stellung der
Frau zweitrangig. Und so müssen wir mehr tun."
Bischof D’Souza betont in
diesem Zusammenhang die wichtige Rolle der Kirche.
„Die Kirche hat schon
in der Vergangenheit viel erreicht für die Rechte der Frauen und Kinder in Indien,
auch mit Bildungsarbeit. Sie war Pionier in diesem Feld. Auch heute noch, aber heute
sind viele andere Organisationen wach."
Indiens Gesellschaft sei grundsätzlich
tolerant, betont der Bischof. Daher beunruhigen ihn in letzter Zeit zunehmende Angriffe
auf die christliche Minderheit, die etwas mehr als zwei Prozent der riesigen indischen
Gesamtbevölkerung ausmachen. Hinter den Attacken stecken radikale Hindugruppen, die
der Kirche Bekehrungsversuche vorwerfen. Nach Einschätzung des Bischofs allerdings
reicht der Grund für die Aggressionen tiefer.
„Es ist mehr, dass wir mit
den Armen, vor allem mit den Volksstämmen arbeiten und den Menschen ein gewisses Selbstbewusstsein
geben. Und damit werden sich die Unberührbaren, die Dalits, wie man jetzt sagt, ihrer
Rechte bewusst und können allmählich für ihre Rechte kämpfen. Das ist das Problem,
dass die Kirche am System rüttelt." (rv 29.06.2007 gs)