2007-06-28 12:54:15

Was macht eigentlich ein Botschafter?


RealAudioMP3 Sehr verehrte Hörerinnen, sehr verehrte Hörer,


seit meinem Dienstantritt im September 2006 werde ich häufig nach den Aufgaben des Deutschen Botschafters und der Botschaft beim Heiligen Stuhl gefragt. Gerne gebe ich Ihnen heute Informationen zu unserer Arbeit.


Der Heilige Stuhl ist ein von nunmehr 176 diplomatisch anerkanntes Völkerrechtssubjekt. Er hat z.B. Sitz und Stimme in den Vereinten Nationen und ist Vollmitglied in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Bei allen wichtigen multilateralen Organisationen und internationalen Konferenzen ist der Heilige Stuhl vertreten.


Deutschland hat die 1945 unterbrochenen diplomatischen Beziehungen 1954 wieder aufgenommen. Ich bin der 17. deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl und werde durch ein sehr gutes Team aus dem Auswärtigen Amt verstärkt. Zu meinen engsten Beratern gehört der Geistliche Rat.


Hauptaufgabe der Botschaft ist es, die ausgezeichneten Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Deutschland zu stärken. Gute Partnerschaft, ist keine Selbstverständlichkeit: sie will täglich gepflegt werden.


Ich sehe drei prioritäre Bereiche für die Arbeit der deutschen Botschaft:


1. Der Meinungsaustausch zu politischen Fragen, d.h. zu außen-, sicherheits-, sozialpolitischen und kulturpolitischen Fragen. Der Heilige Stuhl ist als Weltkirche global aufgestellt und hat über seine diplomatischen Vertretungen (die Nuntiaturen), über die römisch-katholischen Kirchen und die Ordensgemeinschaften weltweit ein Wissen über Staaten, Regionen, wie es keine einzelne staatliche Nation oder internationale Organisation hat. Die Analysen gerade des Kardinalstaatssekretariats sind von höchster Qualität und im Meinungstaustausch kann ich so neue Erkenntnisse gewinnen, die für die Bundesregierung von hohem Interesse sind und sehr oft einen Mehrwert zu unseren eigenen Analysen darstellen. Die Weltkirche und der Papst als Staatsoberhaupt engagieren sich in politischen Fragen – ich nenne als Beispiele das Friedensprojekt der Europäischen Union und die G8-Zusammenkünfte. Der Briefwechsel des Papstes mit der Bundeskanzlerin zu den globalen Fragen, die beim G8-Gipfel in Heiligendamm besprochen wurden und weiter diskutiert werden, ist nur ein Zeichen für das Zusammenwirken. Der unermüdliche Einsatz des Papstes und der Kirche für die Würde des Menschen, den Frieden und die Armen und Kranken ist Vorbild und für uns große Hilfe. Die römisch-katholische Kirche verfügt weltweit über herausragende Bildungseinrichtungen – auch da sind wir im Gespräch und versuchen, zusammenzuwirken. Die Kirche kann weltweit gerade bei den Armen, den Kranken, den Verlassenen helfen, wo die internationale Staatengemeinschaft dies so nicht kann. Über die verschiedenen Hilfswerke hilft sie in großartiger Weise: Ich nenne als besonderes Beispiel Cor Unum, den der deutsche Erzbischof Cordes leitet.


2. Ein zweiter wichtiger Bereich sind die Gespräche zu ethischen Fragen und zu den Werten – was hält eine Gesellschaft, eine Nation, was hält die Europäische Union zusammen? Die sehr eindeutigen Aussagen des Vatikans helfen, dass wir klarer wissen und vermitteln, woher wir kommen, wo wir sind und wohin wir wollen. Diese Diskussionen sind gerade für unsere Jugendlichen von entscheidender Bedeutung. Die Weltjugendtage in der Verantwortung des deutschen Bischofs Clemens werden nicht nur von den Jugendlichen angenommen sondern sind ihnen Hilfe bei der Suche nach Orientierung, um ihr Leben in der Freiheit verantwortungsvoll und vernünftig zu gestalten.


3. Ein dritter, mir besonders wichtiger Bereich, ist das Gespräch mit den Päpstlichen Universitäten und den Akademien. Es gibt hier ein weites Feld der wissenschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit. Die Botschaft ist auf diesem Gebiet Impulsgeber und konkret aktiv: wir werden gemeinsam mit der Gregoriana und der Katholischen Akademie Bayern vom 4. bis 5. Oktober 2007 eine Konferenz zu Globalisierung und Religion in Rom veranstalten.


Die Botschaft beim Heiligen Stuhl informiert, berichtet, bereitet die Besuche der deutschen Politikerinnen und Politiker vor: sie begleitet bei diesen Besuchen und sieht sich auch in der Verantwortung, diesen Besuchen durch angemessene Nachbereitung Kontinuierlichkeit und Nachhaltigkeit zu geben. Durch unsere Kontakte sind wir Brückenbauer zwischen Deutschland und dem Heiligen Stuhl. Ich kann mir keine schönere Aufgabe vorstellen und bin dankbar, dass sie mir anvertraut wurde.


Ich wünsche Ihnen von Herzen eine gute und erholsame Sommerzeit.








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