seit meinem Dienstantritt im September 2006 werde
ich häufig nach den Aufgaben des Deutschen Botschafters und der Botschaft beim Heiligen
Stuhl gefragt. Gerne gebe ich Ihnen heute Informationen zu unserer Arbeit.
Der
Heilige Stuhl ist ein von nunmehr 176 diplomatisch anerkanntes Völkerrechtssubjekt.
Er hat z.B. Sitz und Stimme in den Vereinten Nationen und ist Vollmitglied in der
Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Bei allen wichtigen multilateralen
Organisationen und internationalen Konferenzen ist der Heilige Stuhl vertreten.
Deutschland
hat die 1945 unterbrochenen diplomatischen Beziehungen 1954 wieder aufgenommen. Ich
bin der 17. deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl und werde durch ein sehr gutes
Team aus dem Auswärtigen Amt verstärkt. Zu meinen engsten Beratern gehört der Geistliche
Rat.
Hauptaufgabe der Botschaft ist es, die ausgezeichneten Beziehungen
zwischen dem Heiligen Stuhl und Deutschland zu stärken. Gute Partnerschaft, ist keine
Selbstverständlichkeit: sie will täglich gepflegt werden.
Ich sehe drei
prioritäre Bereiche für die Arbeit der deutschen Botschaft:
1. Der Meinungsaustausch
zu politischen Fragen, d.h. zu außen-, sicherheits-, sozialpolitischen und kulturpolitischen
Fragen. Der Heilige Stuhl ist als Weltkirche global aufgestellt und hat über seine
diplomatischen Vertretungen (die Nuntiaturen), über die römisch-katholischen Kirchen
und die Ordensgemeinschaften weltweit ein Wissen über Staaten, Regionen, wie es keine
einzelne staatliche Nation oder internationale Organisation hat. Die Analysen gerade
des Kardinalstaatssekretariats sind von höchster Qualität und im Meinungstaustausch
kann ich so neue Erkenntnisse gewinnen, die für die Bundesregierung von hohem Interesse
sind und sehr oft einen Mehrwert zu unseren eigenen Analysen darstellen. Die Weltkirche
und der Papst als Staatsoberhaupt engagieren sich in politischen Fragen – ich nenne
als Beispiele das Friedensprojekt der Europäischen Union und die G8-Zusammenkünfte.
Der Briefwechsel des Papstes mit der Bundeskanzlerin zu den globalen Fragen, die beim
G8-Gipfel in Heiligendamm besprochen wurden und weiter diskutiert werden, ist nur
ein Zeichen für das Zusammenwirken. Der unermüdliche Einsatz des Papstes und der Kirche
für die Würde des Menschen, den Frieden und die Armen und Kranken ist Vorbild und
für uns große Hilfe. Die römisch-katholische Kirche verfügt weltweit über herausragende
Bildungseinrichtungen – auch da sind wir im Gespräch und versuchen, zusammenzuwirken.
Die Kirche kann weltweit gerade bei den Armen, den Kranken, den Verlassenen helfen,
wo die internationale Staatengemeinschaft dies so nicht kann. Über die verschiedenen
Hilfswerke hilft sie in großartiger Weise: Ich nenne als besonderes Beispiel Cor Unum,
den der deutsche Erzbischof Cordes leitet.
2. Ein zweiter wichtiger Bereich
sind die Gespräche zu ethischen Fragen und zu den Werten – was hält eine Gesellschaft,
eine Nation, was hält die Europäische Union zusammen? Die sehr eindeutigen Aussagen
des Vatikans helfen, dass wir klarer wissen und vermitteln, woher wir kommen, wo wir
sind und wohin wir wollen. Diese Diskussionen sind gerade für unsere Jugendlichen
von entscheidender Bedeutung. Die Weltjugendtage in der Verantwortung des deutschen
Bischofs Clemens werden nicht nur von den Jugendlichen angenommen sondern sind ihnen
Hilfe bei der Suche nach Orientierung, um ihr Leben in der Freiheit verantwortungsvoll
und vernünftig zu gestalten.
3. Ein dritter, mir besonders wichtiger Bereich,
ist das Gespräch mit den Päpstlichen Universitäten und den Akademien. Es gibt hier
ein weites Feld der wissenschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit. Die Botschaft
ist auf diesem Gebiet Impulsgeber und konkret aktiv: wir werden gemeinsam mit der
Gregoriana und der Katholischen Akademie Bayern vom 4. bis 5. Oktober 2007 eine Konferenz
zu Globalisierung und Religion in Rom veranstalten.
Die Botschaft beim
Heiligen Stuhl informiert, berichtet, bereitet die Besuche der deutschen Politikerinnen
und Politiker vor: sie begleitet bei diesen Besuchen und sieht sich auch in der Verantwortung,
diesen Besuchen durch angemessene Nachbereitung Kontinuierlichkeit und Nachhaltigkeit
zu geben. Durch unsere Kontakte sind wir Brückenbauer zwischen Deutschland und dem
Heiligen Stuhl. Ich kann mir keine schönere Aufgabe vorstellen und bin dankbar, dass
sie mir anvertraut wurde.
Ich wünsche Ihnen von Herzen eine gute und erholsame
Sommerzeit.