Wie geht es mit dem
Kosovo weiter? Seit Jahren wird die Unabhängigkeit des Landes diskutiert: Auf der
einen Seite steht der serbische Präsident Boris Tadic. Er ist gegen die Unabhängigkeit;
sie würde das ganze Land destabilisieren, befürchtet er. Hinter ihm: Der russische
Präsident Wladimir Putin. Auf der anderen Seite die albanisch-stämmige Bevölkerung,
die eine Unabhängigkeit anstrebt, wie sie vom UN-Vermittler Martti Ahtisaari vorgeschlagen
wurde. Hinter ihm stehen die westlichen Staaten; so erklärte die US-Außenministerin
Rice jetzt in Paris, dass es ein unabhängiges Kosovo geben werde. Wir haben mit
Walter Happel gesprochen. Er ist Jesuit und Leiter eines Schulprojekts in Prizren.
Er sieht die Entwicklung skeptisch: „Ich denke, dass bei den über einjährigen Verhandlungen,
in denen sich nichts an Bewegung gezeigt hat, auch in Zukunft nicht damit zu rechnen
ist, dass sich etwas bewegen wird. Man wird die Wirklichkeit ins Auge fassen müssen:
Es muss eine Entscheidung her, die notwendigerweise nicht alle Seiten zufrieden stellen
kann.” Es sei gefährlich, eine Lösung des Problems noch lange hinauszuschieben,
meint Pater Happel: „Die Lage der Bevölkerung ist schlimm und traurig: Wir haben
eine Arbeitslosigkeit zwischen 75 und 80 Prozent je nach dem Maßstab, den man anlegt.
Die Statusfrage ist seit 1999 ungeklärt. Die Menschen sehen keine Perspektive, und
solange der Statut nicht entschieden ist, wird sich hier auch wirtschaftlich nichts
tun.” Die internationale Politik versage wieder einmal kläglich: „Die EU
äußert sich an der Oberfläche mit ihren Kompromissformeln einheitlich, aber es ist
ein offenes Geheimnis, dass die EU innerlich zerstritten ist und keineswegs voll hinter
dem Ahtisaari-Plan steht. Und auf dem Klavier spielt Putin, der versucht, die EU zu
spalten und dann kommt man wieder auf die herrliche Idee , weitere 30, 60, 90 oder
180 Tage aufzuschieben, aber dadurch gewinnen wir überhaupt nichts, außer dass hier
im Kosovo die Sommerferien vorbei gehen, die Hitze zurückgeht, es wieder Winter wird
und kalt. Aber der Unmut in der Bevölkerung wird steigen!” Der neue UN-Resolutionsentwurf
westlicher Regierungen über den künftigen Status der serbischen Provinz Kosovo wird
von Russland als inakzeptabel abgelehnt. In dem Entwurf der USA und europäischer Staaten
werden zunächst weitere Gespräche zwischen Serben und Albanern über den Status des
Kosovo angemahnt. Sollten diese Verhandlungen innerhalb von 120 Tagen erneut zu keinem
Ergebnis führen, würde automatisch der Ahtisaari-Vorschlag in Kraft treten. Dieser
sieht eine Unabhängigkeit des Kosovo unter Aufsicht der Europäischen Union (EU) vor,
was Serbien und Russland ablehnen.(rv/diverse 25.06.2007 mc)